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Einige unkonventionelle Gedanken zum Leben nach der Krise

AufsätzeGunther Tichy**Der Autor dankt Margit Schratzenstaller für wertvolle Anregungen.WuG 2009, 501 Heft 4 v. 1.12.2009

Die derzeit laufende Diskussion über das Leben nach der Krise konzentriert sich auf zwei Aspekte: die Regulierung der Finanzindustrie und die Rückzahlung der Staatsschulden, die überall im Zuge der Krisenbekämpfung entstanden sind. Das sind jedoch, wie im Folgenden provozierend behauptet wird, nicht die zentralen und nicht die wichtigsten Aspekte: Es wird erstens gezeigt, dass die geplante Regulierung der Finanzmärkte wegen der Stärke und des Einflusses der anglo-amerikanischen Finanzlobbies wohl unzureichend ausfallen wird; deswegen und wegen des weltweiten Überangebots an Anlage-suchenden Mitteln werden die Finanzmärkte krisenanfällig bleiben. Zweitens wird argumentiert, dass die Rückzahlung der Staatsschulden in kurzer Frist, wenn überhaupt, bloß in eher bescheidenem Umfang stattfinden kann und wird - ob man das will oder nicht. Zu analysieren und zu lösen ist daher weniger die Frage, wie man die Staatsschulden möglichst rasch los wird, als vielmehr das Problem, wie man mit einer längerfristig höheren Staatsverschuldung zurechtkommt, und welche Instrumente zur Milderung ihrer negativen Auswirkungen entwickelt und eingesetzt werden können. Das dritte Problem, das die gegenwärtige Diskussion vernachlässigt, ist die mangelnde Krisenfestigkeit der Wirtschaft: Es gilt Instrumente zu implementieren, die verhindern, dass in Zukunft Schocks, wie etwa eine spekulative US-Wohnbaukrise, derart drastische Folgen für Produktion und Arbeitsmarkt auch in anderen Ländern haben, selbst in solchen, die mit den USA wirtschaftlich bloß wenig verflochten sind. Zur Begründung dieser drei unkonventionellen und provokanten Thesen ist eine neue und differenzierende Sicht auf die Ursachen der gegenwärtigen Krise erforderlich.

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