In allen Transformationsländern, auch in der Russischen Föderation (RF), waren die sozialökonomische Entwicklung und der Reformprozess in Richtung Marktwirtschaft und pluralistische Demokratie vor allem durch die Revolution in den Eigentumsverhältnissen (Schlagwort: Privatisierung) sowie durch das Zustandekommen von neuen Märkten und Institutionen gekennzeichnet,1 was in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur auch einen gebührenden Niederschlag fand. Dagegen blieb der wichtige Bereich der Arbeitsbeziehungen etwas im Hintergrund der wissenschaftlichen Forschungen bezüglich der Reformländer, obwohl auch hier eine tiefgreifende Revolution stattgefunden hat. Doch diese war wohl nicht so spektakulär wie etwa die Privatisierung von gewaltigen Betrieben, etwa im Energiebereich, oder die weltwirtschaftliche Öffnung der RF, sodass der Bereich der Arbeitsbeziehungen in der „postsowjetologischen“ Literatur über Russland bisher eher den Kürzeren gezogen hat. In dem vorliegenden Artikel ist der Autor bestrebt, diese Lücke so weit wie möglich zu schließen und den Lesern die wichtigsten Veränderungen im Bereich der Arbeitsbeziehungen der RF zu präsentieren. Dabei sind diese Veränderungen verständlicherweise in einen engen Zusammenhang mit dem auf den Seiten von „Wirtschaft und Gesellschaft“ bereits untersuchten Wandel in der russischen Sozialpolitik zu stellen.2
