Die Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern - Folge höherer Lebenserwartung und verringerter Kinderzahl sowie der ‚Pensionierung‘ der Babyboom-Generation - hat überall zu heftigen Diskussionen um die Finanzierung der Pensionen geführt: Eine steigende Zahl von ‚Alten‘ müsse von immer weniger ‚Jungen‘ erhalten werden, woraus untragbare Finanzierungsprobleme entstünden; es müsse nicht bloß die Höhe der Pensionen reduziert, sondern überdies schon heute auf die künftige Belastung angespart werden. Wie problematisch diese Argumentationskette ist, hatte ich auf einem Symposium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften1 zu zeigen versucht: Die Belastung werde viel weniger steigen, als die Demografie vortäuscht, da nicht die ‚Jungen‘ die ‚Alten‘ erhalten, sondern die jeweils ‚Arbeitenden‘ alle ‚Nicht-Arbeitenden‘, also neben den ‚Alten‘ auch Arbeitslose2 und Frühpensionisten; derzeit könnten (oder müssten) rund 1 Mio. Österreicherinnen im erwerbsfähigen Alter wegen der ungünstigen Arbeitsmarktlage nicht arbeiten, müssten also zusätzlich zu den ‚Alten‘ erhalten werden. Die - gemäß Bevölkerungsprognose - kräftige Abnahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter werde das Arbeitsangebot rasch verknappen, sodass der größte Teil der Arbeitslosen bald wieder beschäftigt und die Frühpensionierungen rasch abnehmen würden; damit würde eine große Gruppe von den nicht arbeitenden ‚Erhaltenen‘ zu den arbeitenden ‚Erhaltern‘ wechseln und so die Finanzierung massiv entlasten. Da die Wirtschaft überdies auch in Zukunft wachsen werde, könnte, faire Verteilung vorausgesetzt, der Wohlstand von ‚Alten‘ wie ‚Jungen‘ weiter wachsen.
