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Demografie-Prognoseschwäche, Arbeitsmarkt und Pensionsfinanzierung*)*)Der Autor dankt Julia Bock-Schappelwein und Ewald Walterskirchen für wertvolle Anregungen und Verbesserungsvorschläge; die Verantwortung trägt selbstverständlich er allein.

AufsätzeGunther TichyWuG 2006, 149 Heft 2 v. 1.6.2006

Die Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern - Folge höherer Lebenserwartung und verringerter Kinderzahl sowie der ‚Pensionierung‘ der Babyboom-Generation - hat überall zu heftigen Diskussionen um die Finanzierung der Pensionen geführt: Eine steigende Zahl von ‚Alten‘ müsse von immer weniger ‚Jungen‘ erhalten werden, woraus untragbare Finanzierungsprobleme entstünden; es müsse nicht bloß die Höhe der Pensionen reduziert, sondern überdies schon heute auf die künftige Belastung angespart werden. Wie problematisch diese Argumentationskette ist, hatte ich auf einem Symposium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften11„Altern ist Leben“ vom 10.-13. 3. 2005 in Wien: Tichy (2005). zu zeigen versucht: Die Belastung werde viel weniger steigen, als die Demografie vortäuscht, da nicht die ‚Jungen‘ die ‚Alten‘ erhalten, sondern die jeweils ‚Arbeitenden‘ alle ‚Nicht-Arbeitenden‘, also neben den ‚Alten‘ auch Arbeitslose22In diesem Zusammenhang sind das keineswegs bloß die beim Arbeitsamt registrierten, sondern auch die ‚versteckten Arbeitslosen‘, die arbeiten wollen, aber nicht können, insbesondere Schulungsteilnehmerinnen, Lehrstellen Suchende oder Personen, die die Stellensuche mangels Erfolg aufgegeben haben. und Frühpensionisten; derzeit könnten (oder müssten) rund 1 Mio. Österreicherinnen im erwerbsfähigen Alter wegen der ungünstigen Arbeitsmarktlage nicht arbeiten, müssten also zusätzlich zu den ‚Alten‘ erhalten werden. Die - gemäß Bevölkerungsprognose - kräftige Abnahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter werde das Arbeitsangebot rasch verknappen, sodass der größte Teil der Arbeitslosen bald wieder beschäftigt und die Frühpensionierungen rasch abnehmen würden; damit würde eine große Gruppe von den nicht arbeitenden ‚Erhaltenen‘ zu den arbeitenden ‚Erhaltern‘ wechseln und so die Finanzierung massiv entlasten. Da die Wirtschaft überdies auch in Zukunft wachsen werde, könnte, faire Verteilung vorausgesetzt, der Wohlstand von ‚Alten‘ wie ‚Jungen‘ weiter wachsen.

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