Spätestens seit dem Ende der Ost-West-Konfrontation sieht sich die internationale Gewerkschaftsbewegung einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, die vielleicht als solche nicht unbedingt neu sind, jedoch in sehr prägnanter Form auftreten. Hier ist vor allem die Herausbildung einer neuen globalen politischen Ökonomie zu nennen, an der zumindest zwei Dimensionen unterschieden werden sollen. Einerseits sind die letzten Jahrzehnte auf institutioneller Ebene vom hegemonialen Aufstieg multilateraler Finanz- und Handelsorganisationen - Weltbank, Weltwährungsfonds (IMF), Welthandelsorganisation (WTO) - gekennzeichnet, d. h. einer Abwertung nationaler und internationaler Institutionen der Sozialpolitik wie z. B. der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) bzw. des Nationalstaats.1 Andererseits sind auf der Ebene der Produktion mit den multinationalen Konzernen (MNKs) mächtige Akteure aufgekommen, die durch vielfältige geographische Produktionsverlagerungen wie auch der Ausgliederung bestimmter Unternehmensfunktionen zur Herausbildung komplexer globaler Warenketten beitrugen.2 Schließlich stellt das Ende des Kalten Krieges mit seinen Auswirkungen auf die internationale Gewerkschaftspolitik einen eigenständigen politischen Faktor dar. Der Umbruch 1989 bestätigte die abnehmende Bedeutung des (kommunistischen) Weltgewerkschaftsbundes, als dessen Mitgliedsorganisationen zum Internationalen Bund freier Gewerkschaften (IBFG) und dem Weltverband der Arbeitnehmer (WVA) sowie den damit verbundenen sektoralen Föderationen wechselten.3
