Als ich Anfang 2014 die Funktion des Vorsitzenden der Bundesvertretung Richter*innen und Staatsanwält*innen GÖD übernommen habe, habe ich mir vorgenommen, die Anliegen der von mir vertretenen Kolleg*innen gegenüber dem Dienstgeber bestmöglich zu vertreten, mit der Bereitschaft, sich jeder sachlichen Diskussion zu stellen und auch die Themen, wo Interessenkonflikte bestehen, hartnäckig zu verfolgen. Standesvertretungsarbeit ist wie das sprichwörtliche "Bohren harter Bretter". Es benötigt nicht nur die Bereitschaft, auch Konflikte auszutragen und auszuhalten, sondern auch Ausdauer und Durchhaltevermögen. Es gilt nicht nur die Kolleg*innen über aktuelle Themen zu informieren, sondern immer wieder auch Rückhalt, Bestätigung oder Korrektur unserer Standpunkte in den Gremien der Standesvertretung zu suchen, um nicht an den Bedürfnissen der Kollegenschaft vorbei zu agieren. Oft fühlt sich Standesvertretungsarbeit so an, als würden Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr die stets gleichen Themen verhandelt werden, ohne je zu einer Lösung, die für alle akzeptabel ist, zu kommen; als würden Standpunkte aufeinanderprallen, ohne dass auch nur die geringste Positionsänderung wahrnehmbar ist. Erst wenn man auf einen längeren Zeitraum zurückblickt, zeigt sich, was sich verändert hat.