Vor dem Beginn der derzeitigen Rezession war Fair Value-Bilanzierung ein Thema, das mitunter ein wenig Emotion in ansonsten gesetzte akademische Rechnungslegungsdiskussionen brachte, im Wesentlichen aber auf wissenschaftliche Zirkel beschränkt blieb. Die Krise hat das geändert: Stellungnahmen zur Fair Value-Bilanzierung standen weit oben auf der Tagesordnung der Staats- und Regierungschefs.1) Und deren Einstellung war skeptisch: Zumindest eine Aufweichung der Fair Value-Regelungen wurde gefordert, wenn nicht gar die vollständige Abschaffung.2) In einer Anhörung vor einem Unterausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses machte William Isaac, ein ehemaliger Vorsitzender der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC), Mark-to-Market-Bilanzierung für eine Kapitalvernichtung von 500 Milliarden Dollar und den Verlust von Millionen Arbeitsplätzen verantwortlich.3) In dieselbe Kerbe schlug der Vorstandsvorsitzende des Versicherungsunternehmens American International Group (AIG), der sich ohne Fair Value-Bewertung seines Wertpapierportfolios Wertberichtigungen in der Höhe von etwa 10 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2007 erspart hätte.4) Und auch in wissenschaftlichen Abhandlungen wird die Fair Value-Bewertung von Finanzinstrumenten zumindest als Beschleuniger, sozusagen als "Turbo der Finanzkrise", dargestellt.5)