Um auch in wettbewerbspolitischen und kartellrechtlichen Fachdiskussionen asiatische Perspektiven einbinden zu können, ist es erfreulich, dass nun ein Sammelband mit Case Studies zu ausgewählten Fragestellungen aus der kartellrechtlichen Praxis einer Reihe fernöstlicher Länder vorliegt. Dem Herausgeber war ein Anliegen, beleuchtet zu bekommen, wie weit Wettbewerbspolitik und Kartellrecht in versch Ländern der technologisch-ökonomischen Entwicklung hinterherhinken, wo sich zahlreiche Diskurse eher mit technischen Innovationen als mit den mit ihnen einhergehenden neuen Mechanismen der Wertschöpfung auseinandersetzten. Obwohl der Begriff „Digital Economy“ bereits Mitte der 1990er Jahre geprägt wurde (vgl Tapscott, The Digital Economy: Promise and Peril In The Age of Networked Intelligence, NY 1994), scheint er sich in kartellrechtlichen Kreisen nach wie vor nicht umfassend durchgesetzt zu haben. Ob diese Feststellung ebenfalls für die deutschsprachige Fachliteratur zutrifft, müsste ggf anh einer systematischen Sichtung des einschlägigen Schrifttums überprüft werden; freilich wird sie in der Einleitung „The Digital Economy and Asian Competition Law“ anhand der englischsprachigen Literatur überzeugend dargelegt. Deutliche Parallelen sind übrigens in der häufigen Ausblendung datenschutzrechtlicher Vorgaben in der kartellrechtlichen Praxis zu erkennen (vgl Colaps, „Big Data“, in Mastroianni/Arena, „60 Years of EU Competition Law“, Neapel 2017, 31–45). Das holistische Konzept der digitalen Wirtschaft hätten fernöstliche Regierungen jedoch besonders radikal aufegriffen, so zB das Politik-Leitbild „Society 5.0“ der japanischen Regierung, „to intregrate cyberspace into the real world“ (S 6), weshalb es aus Herausgebersicht lohnend erschien, sich damit zu befassen, wie dieselben Regierungen regulatorisch mit den durch ihre Politik freigesetzten Kräften umgehen.
