BAO: § 76 Abs 1 lit c, § 278 Abs 1
VwGH 28. 5. 2015, 2012/15/0167
Mit dem AbgRmRefG, BGBl I 2002/97, mit dem das Ablehnungsrecht des § 278 BAO (idF vor dem FVwGG 2012) iVm einer Befangenheit iSd § 76 Abs 1 lit c BAO eingeführt wurde, wollte der nationale Gesetzgeber die für civil rights maßgebenden Kriterien des Art 6 EMRK für das Berufungsverfahren in Abgabensachen übernehmen (vgl Ritz, BAO4, § 278 Tz 1). Im Anwendungsbereich des Unionsrechts ergibt sich mittlerweile auch aus Art 47 der Charta der Grundrechte der EU (ABl 2007/C 303/01, konsolidierte Fassung ABl 2010/C 83/02 S 389 ff) das Recht auf ein faires Verfahren und ein unparteiisches Gericht (inhaltlich entsprechen die Garantien des Art 47 GRC jenen des Art 6 EMRK; vgl VwGH 4. 9. 2014, 2013/15/0291, mwN). Im Anwendungsbereich des Art 6 EMRK ist die Befangenheit eines Mitglieds eines Tribunals in verfassungskonformer Weise dann anzunehmen, wenn einem Organwalter auch nur der äußere Anschein der Unparteilichkeit mangelt.