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Europa am Scheideweg

BörseblickHorst SimbürgerÖBA 2024, 394 Heft 6 v. 15.6.2024

https://doi.org/10.47782/oeba202406039401

Europa hinkt konjunkturell und industriepolitisch den USA hinterher, Bewertungen und die Geldpolitik sprechen jedoch für ein Engagement in europäische Aktien.

Während die Konjunktur in den USA wieder deutlich angezogen hat und für heuer ein Wachstum von fast 3% erwartet wird, stottert der Konjunkturmotor in Europa schon seit längerer Zeit. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone wird deutlich unter Potenzial liegen und geringer als 1% ausfallen. Deutschland und Frankreich sind aktuell in der Rezession, wenngleich die zuletzt veröffentlichten Vorlaufindikatoren eine Erholung andeuten. Die US-Börsen haben die europäischen Indices über Jahre kontinuierlich outperformt, was zum großen Teil auch der höheren Gewinndynamik geschuldet ist. Die Unternehmensgewinne in den USA sollten heuer um fast 10% wachsen, während die Gewinnsituation in Europa, mit prognostizierten –3%, mau ist und die unterschiedlichen Konjunkturtrends widerspiegelt. Für nächstes Jahr sieht das Bild etwas besser aus, allerdings wachsen die Gewinne in den USA weiterhin stärker als in Europa. Der unterschiedliche Gewinnpfad beruht auf einem Bündel von belastenden Faktoren. Der Ukrainekrieg hat Europa stärker getroffen als die USA, und die schwächere Konjunktur in China hinterlässt in den traditionell exportabhängigeren Ländern Europas deutlichere Spuren. Der divergierende Gewinnpfad dauert jedoch schon viel länger an und lässt sich nicht auf diese beiden Ereignisse reduzieren. Die USA sind in nahezu allen Belangen die dynamischere Volkswirtschaft, die "Magnificent 7" sind nicht nur aufgrund ihrer Aktienperformance herausragend, sondern prägen ganze Industrien. Man mag Elon Musk durchaus kritisch gegenüberstehen, Tesla hat jedoch den gesamten Automobilsektor neu definiert und die europäischen Automobilhersteller massiv unter Zugzwang gebracht. Die Marktkapitalisierung Teslas ist höher als die des gesamten europäischen Automobilsektors. Auf der Technologieseite dominieren, mit Ausnahme von ASML, Unternehmen aus den USA und Asien.

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