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Der Investorendialog des Aufsichtsrats

FachliteraturBuchbesprechungProf. (FH) Dr. Armin J. KammelÖBA 2021, 208 Heft 3 v. 15.3.2021

https://doi.org/10.47782/oeba202103020801

Von Omid Ebrahimzadeh. Tectum, 2020. 316 Seiten, broschiert. ISBN 978-3-8288-4579-4, EUR 67,90.

In der aktienrechtlichen Organisationsstruktur kommt dem Aufsichtsrat zweifellos eine zentrale Rolle zu, wobei das Gesellschaftsrecht primär auf zwei Aufsichtsratsfunktionen abstellt. Diese sind einerseits die sogenannte nachprüfende Kontrolle der Geschäftsleitung bzw. Unternehmensführung durch den Vorstand und andererseits normierte Mitwirkungstätigkeiten wie etwa die Vertretung der Gesellschaft gegenüber dem Vorstand oder unterschiedliche Zustimmungserfordernisse zu besonderen Geschäftsfällen. Diese gesellschaftsrechtlichen Anforderungen stehen vor allem bei börsennotierten Aktiengesellschaften oftmals im Spannungsfeld mit kapitalmarktrechtlichen Vorgaben. Dies erklärt sich durch die unterschiedlichen Regelungsziele der beiden Disziplinen sowie die ausgeprägte regulatorische Natur des Kapitalmarktrechts. Dies ist umso bezeichnender, als beide Disziplinen nicht nur ausgeprägte materielle Schnittstellen zueinander haben, sondern zudem – wohl in differenzierter Kalibrierung und Ausrichtung – einem Transparenzgedanken folgen. Genau in diesem Spannungsfeld findet sich der Untersuchungsgegenstand des vorgelegten Werkes, das im Frühjahr 2020 als Dissertation an der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin angenommen wurde, nämlich die praktische Handhabung samt rechtlicher Implikationen von aktienrechtlicher Unternehmensverfassung und Kapitalmarktkommunikation. Diesbezüglich fällt auf, dass trotz vieler kapitalmarktrechtlicher Pflichten und Beschränkungen ein nicht unerheblicher diskretionärer Handlungsspielraum den handelnden Organen der Aktiengesellschaft hinsichtlich der Kommunikation mit Investoren eingeräumt wird. Dies mag dogmatisch begründet oder auch historisch bedingt sein, insbesondere, da das Thema Investorenkommunikation – teils und ironischerweise regulatorisch indiziert – in den letzten Jahren an Bedeutung gewann, sodass dieser Handlungsspielraum in der praktischen Handhabung zunehmend virulenter wird. Angesichts dessen adressiert das vorgelegte Werk einen brandaktuellen Themenbereich, wobei einerseits dem "Ob" und andererseits dem "Wie" vor dem Hintergrund der zunehmenden Internationalisierung des Kapitalmarkts und der Verbreitung des anglosächsischen Stewardship-Konzepts nachgegangen wird.

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