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Was ist eigentlich … Eye Tracking?*)*)Aktualisierte Fassung des Bankmanagement-Glossars in "bank und markt" 3/2016, Fritz Knapp Verlag, Frankfurt/Main.

Berichte und AnalysenDr. Ewald Judt, Dr. Claudia KlauseggerÖBA 2018, 886 Heft 12 v. 15.12.2018

Eye Tracking (Blickerfassung) ist eine bewährte wissenschaftliche Methode zur Erhebung von Aufmerksamkeitsschwerpunkten mittels Messung der Blickbewegungen. Der Mensch nimmt etwa zehn Millionen bit/s über seine Augen auf. Dies entspricht etwa 80% der von allen Sinnesorganen aufgenommenen Daten. Aufgrund der großen Bedeutung des Auges für die Informationsaufnahme, ist es interessant die Augenbewegung von Probanden mittels geeigneter apparativer Verfahren genauer zu untersuchen. Die heute eingesetzten Eye Tracking Geräte registrieren die Augenbewegungen in Echtzeit, nicht-invasiv, wodurch verhältnismäßig störungsarme Untersuchungssituationen ermöglicht werden. Dabei werden die Augenbewegungen bestehend aus Fixationen (Verweilen der Augen) sowie Sakkaden (Sprünge zwischen Fixationen) registriert. Fokussiert das Auge ein Objekt, bewegt es sich fast nicht mehr. Diese Augenbewegung wird als Fixation bezeichnet und dauert 250-300 ms. Während dieser Zeit werden die Informationen von der Retina über die Fovea an das Gehirn geschickt. Sakkaden dauern 150-250 ms und werden ausgeführt, wenn der Mensch versucht ein Objekt in das Sichtfeld zu bekommen bzw. wenn der Fokus auf ein neues Objekt gerichtet wird. Während eine Sakkade ausgeführt wird, werden keine Informationen an das Gehirn weitergeleitet, d.h. das visuelle Wahrnehmungsvermögen ist eingeschränkt. Aus den ermittelten Blickbewegungen lassen sich Muster, Reihenfolgen, Vorlieben, Auffälligkeiten der visuellen Wahrnehmung ableiten, die interessante Einsichten in kognitive Verarbeitungsweisen ermöglichen. Die Augenbewegung wird von biologischen Faktoren wie Müdigkeit, Alter und individuellen Faktoren wie Gewohnheiten, Fähigkeiten, Intention der Beobachtung und dem Interesse am beobachteten Gegenstand beeinflusst. Gleichzeitig hat aber auch die Qualität des visuellen Gegenstandes Auswirkungen auf die Augenbewegungen, zum Beispiel die Komplexität einer grafischen Darstellung oder der Schwierigkeitsgrad eines Textes. Die Wechselwirkungen zwischen Objekt und Betrachter machen die Blickbewegungsforschung und damit die Methode des Eye Tracking aus wissenschaftlicher und ökonomischer Perspektive sehr interessant.

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