Seit dem Jahr 2005 kam es in Wien sowie in abgeschwächter Form auch in Restösterreich zu einem starken Anstieg der Preise für Wohnimmobilien. In diesem Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob diese Preisanstiege durch fundamentale Faktoren gerechtfertigt sind oder auf Übertreibungen beruhen. Dazu wird ein Fundamentalpreisindikator für Wohnimmobilien für Wien und Gesamtösterreich vorgestellt. Dabei wird versucht, Abweichungen der tatsächlichen Immobilienpreise von Fundamentalpreisen zu ermitteln. Der Indikator setzt sich aus sieben Teilindikatoren zusammen, die verschiedene Perspektiven (Haushaltsperspektive, Investorenperspektive, Systemperspektive) abdecken. Für Wien zeigt der Indikator eine zunehmende Überbewertung an, die im zweiten Quartal 2013 bei 20% liegt. Der zuletzt sehr starke Anstieg ist in erster Line durch die relativen Immobilienpreise (zu Mieten, HVPI und Baukosten) getrieben, während die verbesserte Leistbarkeit von Wohneigentum leicht dämpfend wirkt. Aus dem Befund einer Überbewertung lässt sich jedoch nicht auf eine unmittelbar bevorstehende, abrupte Preiskorrektur schließen. Die Ungleichgewichte können sich auch – so wie nach den starken Preisanstiegen Anfang der 1990er-Jahre – langsam abbauen. Für Gesamtösterreich ergibt sich trotz der jüngsten Preisanstiege eine anhaltende Unterbewertung von 6%. Das abnehmende Kreditwachstum und eine rückläufige Verschuldung des Haushaltssektors deuten auf einen hohen Eigenfinanzierungsanteil bei den getätigten Immobilientransaktionen hin. Die Gefahr der Immobilienpreisanstiege für die Finanzstabilität wird derzeit daher als gering eingeschätzt.