OGH: Neues zur Gefahrenbescheinigung bei reiner Kreditschädigung

Der bisherigen Rechtsprechung des OGH konnte man den Leitsatz entnehmen, dass bei bloßer Schädigung des wirtschaftlichen Rufs im Sinne von § 1330 Abs 2 ABGB die für die Erlassung einer einstweiligen Verfügung zur Sicherung des Unterlassungsanspruchs erforderliche Gefahrenbescheinigung (§ 381 Z 2 EO) nur unter der Voraussetzung entbehrlich sei, dass nach der Art und Intensität des Eingriffs nach der Lebenserfahrung (prima facie) auf eine Gefährdung des in Geld nicht zur Gänze wiedergutzumachenden wirtschaftlichen Rufs geschlossen werden kann¹⁾¹⁾Vgl etwa OGH 6 Ob 158/97x, RdW 1997, 593; 6 Ob 155/99h, JBl 2000, 246; 19.10.1999, 4 Ob 275/99s.. Eine genaue Analyse dieser Rechtsprechung zeigt jedoch, dass der OGH eine Gefahrenbescheinigung lediglich in Sonderfällen verlangt²⁾²⁾Vgl etwa OGH 6 Ob 34/95, MR 1996, 105 (Korn); 6 Ob 3/96, MR 1996, 238; 26.9.1996, 6 Ob 2007/96g; 29.10.1997, 6 Ob 2287/96h., während er in den typischen Konstellationen davon absieht³⁾³⁾OGH 26.4.2001, 6 Ob 96/01p (obiter, weil die dort zu beurteilenden Äußerungen auch den Tatbestand des § 1330 Abs 1 ABGB erfüllten); 29.1.1998, 6 Ob 362/97x; vgl auch OGH 4 Ob 82/92, EvBl 1993/134, 554 = MR 1993, 17 = ÖBl 1993, 84; 15.12.1992, 4 Ob 1073, 1074/92; 4 Ob 132/93, MR 1993, 221 (Korn). Aus der Lit vgl Konecny, Der Anwendungsbereich der einstweiligen Verfügung (1992) 283 ff; E. Kodek in Angst (Hrsg), EO (2000), § 381 Z 11; König, Einstweilige Verfügungen im Zivilverfahrensrecht² (2000) Rz 2/116; Zechner, Sicherungsexekution und Einstweilige Verfügung (2000) § 381 Rz 5, 7; Sailer in A. Burgstaller/Deixler-Hübner (Hrsg), EO (7. Lfg, April 2002), § 381 Rz 14, alle mwN.. Das aus dem obigen Leitsatz ableitbare Regel-Ausnahme-Verhältnis wurde daher vom OGH schon bisher der Sache nach gar nicht vertreten.