"[T]he oil of the information economy" (S 16) nennen die Autoren Daten, genauer Big Data und beschreiben auf 197 Textseiten das Konzept, die Möglichkeiten, aber auch die Gefahren, die die Auswertung enormer Datenmengen mit sich bringen kann (und wahrscheinlich tatsächlich wird). Das Intro gelingt in äußerst positiver Weise mit der Erinnerung an die Erwartung einer Pandemie 2009. H1N1 mutierte in unvorhergesehener Weise, die Gesundheitsbehörden der USA konnten nicht angemessen reagieren, weil das übliche Verfahren (Meldungen einschlägiger Diagnosen, Weiterleitung an die zuständigen Stellen etc) einen erschreckenden und im Ernstfall gefährlichen Zeitverlust bewirkt. Google konnte dagegen beinahe in Echtzeit die Ausbreitung der Krankheit feststellen - durch die Auswertung unzähliger Datensätze. Story Telling ist dann auch das Grundprinzip des Buches. Anhand vieler unterschiedlicher Beispiele zeigen die Autoren auf, dass die Entwicklung der IKT heute die Auswertung immenser Datenmengen erlaubt und es so möglich macht, Entscheidungen nicht nur, wie bisher, auf Hochrechnung von Stichproben zu stützen, sondern Prognosen aus den Ergebnissen aller verfügbaren Daten zu verwenden: Let data speak. Und das wird, so die Autoren, gravierende Änderungen mit sich bringen. Neben gesellschaftspolitischen, wissenschaftstheoretischen und sozialen Umwälzungen wird vor allem die künftige Wirtschaft massiv auf Daten und letztlich die darin liegende Information abstellen. "Datafication" (S 73 ff) ist das tragende Prinzip der neuen Wertschöpfungskette, die Gewinnung und Erzeugung von Daten als handelbare Information. Dateninhaber, Know-how-Träger und schließlich jene, die das "big-data mindset" haben (also mögliche Einsatzgebiete erkennen), werden die künftigen Player der Big-data-Wirtschaft sein und die Entwicklung insgesamt tragend mitbestimmen. Neben allen Vorzügen übersehen die Autoren die Gefahren nicht, die für Privatheit, Freiheit und Gerechtigkeit entstehen (S 150 ff) und warnen vor einer Datendiktatur, einem "dictatorship of data" (S 163 ff). Sachrichtig erkennen sie, dass das grundlegende datenschutzrechtliche Prinzip der Zustimmung, des "notice and consent", in diesem Umfeld ebenso versagt wie die begleitenden Maßnahmen des "opting out" und der Anonymisierung von Datensätzen. Andererseits verhindern de lege lata die strenge Zweckbindung und der Löschungsgrundsatz die durchaus nützliche Zweit- und Weiterverwendung von Daten. Einen Lösungsansatz finden Mayer-Schönberger und Cukier in einem neuen Verständnis des Umfeldes, das maßgeblich auf Kontrolle basiert (S 171 ff): Anstelle von Datenschutz tritt die Verantwortung des Auftraggebers, "algorithmists" untersuchen Datenbasis und Suchalgorithmus eines eingesetzten Big-data-Verfahrens (S 178 ff), strenge Wettbewerbsregeln verhindern "data barons" (S 182 ff). Und als tragender Grundsatz über allem: Der menschliche freie Wille bleibt sakrosankt (S 193).