Die rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien während der letzten beiden Jahrzehnte, allen voran jene des Internets, ist nicht ohne weitreichende Implikationen für unser Verständnis von und unsere Interaktion mit einer zunehmend komplexen Umwelt geblieben. Was gemeinhin unter dem Terminus "Informationsgesellschaft" zusammengefasst wird, meint ein vielschichtiges Geflecht aus sozialen, wirtschaftlichen, rechtlichen und nicht zuletzt auch ethischen Faktoren, das zahlreiche Fragen aufwirft. Ein erster Versuch der internationalen Gemeinschaft, eine Antwort auf zumindest einige dieser Fragen zu finden, war der unter der Ägide von ITU und UN abgehaltene Weltgipfel zur Informationsgesellschaft (WSIS) 2003 in Genf und 2005 in Tunis. Tatsächlich blieb es aber auch weitgehend bei einem Versuch - die Ergebnisse des zweiphasigen Gipfels können bis auf wenige Ausnahmen kaum als große Errungenschaften bezeichnet werden. Einer der umstrittensten Punkte war die Neuregelung und wohl auch Neudefinition der Internet Governance. Lange Zeit als rein technische "Verwaltung" des Internets interpretiert und von der US-amerikanischen ICANN wahrgenommen, wurde nun zunehmend seitens der Entwicklungsländer, aber auch seitens der Europäischen Union der Ruf nach Veränderungen laut. Dabei ging es sowohl um ein breiteres Verständnis der umfassten Aufgaben als auch um die Einbindung neuer Akteure. Trotz einer eigens eingesetzten Arbeitsgruppe, der Working Group on Internet Governance (WGIG), konnte eine Einigung - nicht zuletzt aufgrund des Widerstands der USA - nicht erzielt werden. Stattdessen beschloss man, den weiteren Diskussionsprozess in eine neugeschaffene Institution, das Internet Governance Forum (IGF) zu verlagern, das einem Multi-Stakeholder-Ansatz folgen sollte.