1. Zukunft denken 2020
Zukunft. Ein großes Wort. Als wir begonnen haben, das thema dieser Ausgabe zu konzipieren, war es November 2019. COVID-19, eine globale Pandemie, social distancing und „neue Normalität“ waren für uns – und wohl auch für viele Leser_innen – damals noch nicht einmal ansatzweise zu erahnen. Jetzt, im April 2020, haben diese Worte längst Einzug in unseren täglichen Sprachgebrauch gehalten. Denken wir also über „Zukunft“ jetzt anders nach als im November 2019? Bestimmt. Die letzten Wochen haben uns gezeigt, dass vieles, was wir noch vor kurzem für undenkbar gehalten hätten – geschlossene Schulen, geschlossene Grenzen innerhalb Europas, massive Freiheitseinschränkungen1 – aber auch: Diskussionen über die Legitimität der Rettung von Fluggesellschaften, Demonstrationen mit großem Abstand zwischen den Teilnehmenden, spürbare Solidarität in Großstädten – auf einmal da ist. Ja, wir denken anders über Zukunft nach. Aber die Idee des themas ist nach wie vor die gleiche: Wir wollen einen Schritt weiter gehen, über die Kritik hinaus. Wir wollen Utopien entwerfen, Unmögliches an die Wand malen, große Töne spucken. Wir wollen Szenarien entwerfen, die uns Hoffnung auf eine gute Zukunft geben – und vielleicht am Ende gar nicht so „utopisch“ sind, sondern eigentlich ziemlich handfeste Vorschläge. Und, weil wir Juristinnen sind und es sich beim juridikum um eine juristische Fachzeitschrift handelt, wollen wir diese Szenarien in Normen gegossen wissen. Am liebsten sind uns die Utopien jetzt schon so konkret wie möglich.