Die Attentate auf die Redaktion von Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt Hyper Cacher in Paris im Jänner 2015 haben einem schon länger präsenten Sicherheitsdiskurs1 als breit ausbeutbare Ressource gedient. Sie haben emotionale Reaktionen verursacht; international gab es Solidaritätskundgebungen und in Frankreich hängt noch im April an manchem Rathaus das Banner „Je suis Charlie“2. Folgen der Anschläge sind Soldat_innen im Inneren des französischen Staatsgebietes;3 ein 14-jähriges Mädchen, das aufgrund ihrer Behauptung gegenüber U-Bahn-Kontrolleur_innen, sie hätte eine Kalaschnikow, wegen Gutheißung von Terrorismus angezeigt wird;4 ein Philosophieprofessor, der suspendiert wird, weil er mit seiner Klasse eine Diskussion über die Gründe von Terrorismus abhielt;5 und neue Überwachungsgesetze in verschiedenen Ländern (Näheres zur französischen loi sur le renseignement, dem österreichischen Staatsschutzgesetz und der europäischen Fluggastdatenspeicherung unter 2.). Sie werden durch einen Diskurs plausibilisiert, der als schnelle Antwort auf einen Einzelakt, aus dem Anschlag auf ein kritisches Medium einen solchen auf die Meinungsfreiheit und dann gleich überhaupt eine Attacke auf die republikanischen, europäischen oder gar universellen Werte werden ließ.