Der vorliegende Schwerpunkt widmet sich mit dem Thema „Wohnen“, einem vernachlässigten, „blinden Fleck“ in der Themenauswahl der vergangenen Jahre, der dabei hochpolitisch ist. So gut wie jede_r wohnt. Mit der Art des Wohnens lassen sich Lebensentwürfe abbilden und realisieren. Menschen wohnen allein oder gemeinsam, in eigenen vier Wänden oder in Miete, in selbst gestalteten, mitunter selbst erbauten Unterkünften. Sie organisieren sich mit Nachbar_innen oder Mi(e)tleidensgenoss_innen, tragen Konflikte mit diesen oder ihren (Ver)Mieter_innen aus, leben Gemeinschaftsformen oder ziehen sich in die Einöde zurück. Wohnen ist Grundbedürfnis und Wohlfühlfaktor, sozialer Zündstoff und Hort des Privaten. Die zahlreichen Regulierungen des Wohnens im Privaten und Öffentlichen Recht machen dabei rasch deutlich, dass dieser Lebensbereich gar nicht so privat ist, wie es der erste Anschein Glauben machen möchte. Jede Rechtsnorm ist schließlich das Ergebnis eines politischen Einigungsprozesses und damit immer öffentlich. Bereits die Frauenbewegung der 1970er hat bezogen auf den Bereich der Familie gezeigt, dass die als besonders privat angenommenen Verhältnisse idR für die Gesamtgesellschaft am relevantesten sind und damit den bekannten Ausspruch geprägt: Das Private ist politisch!1