Die Suchtmittelkriminalität macht einen erheblichen Anteil der Gesamtkriminalität in Österreich aus. Dies spiegeln sowohl die Anzeigen- als auch die Verurteiltenstatistik wider1). Auch in den Gefängnissen ist der Anteil von Insassen, die wegen eines Suchtmittelverstoßes angehalten werden, groß. So war in den vergangenen Jahren durchschnittlich etwa jeder vierte Gefangene wegen eines Verstoßes gegen das Suchtmittelgesetz (SMG) inhaftiert, davon wiederum ein Viertel in Untersuchungshaft2). Dies bedeutet zwar nicht automatisch, dass jeder einschlägig Inhaftierte ein Suchtproblem hat, gibt es doch auch Personen, die ohne eigene Abhängigkeit Verstöße gegen das SMG begehen. Dennoch ist dieser Anteil beträchtlich, wenngleich hierzu keine entsprechenden Zahlen vorliegen. Um gestützt auf empirischen Befunden eine sachliche Diskussion des Themas Sucht und deren Behandlung im Strafvollzug führen zu können, wird derzeit seitens der Abteilung für Praxis der Strafrechtswissenschaften und Medizinstrafrecht der Johannes Kepler Universität Linz eine Studie durchgeführt3), die vor allem der Frage nachgeht, ob und inwieweit eine opioidgestützte Substitutionsbehandlung in den österreichischen Gefängnissen erfolgt, unter welchen Bedingungen diese gewährt wird und wie sie nach der Haftentlassung fortgesetzt werden kann. Zu diesem Zweck wurden vorhandene Daten amtlicher Statistiken analysiert und durch eine eigene standardisierte Erhebung ergänzt (quantitativer Teil der Studie). Darüber hinaus wurden ausgewählte Leiter der Justizanstalten (JA) sowie Verantwortliche für die medizinische Betreuung leitfadengestützt interviewt, um vertiefende Einblicke in die relevanten Prozesse im Zuge der opioidgestützten Substitutionsbehandlung zu gewinnen (qualitativer Teil der Studie). Im Zuge der weiteren Studie werden Vergleiche der österreichischen Rechtslage und -praxis mit jener in Deutschland und der Schweiz durchgeführt. Auf Grund der dortigen Regionalisierung des Strafvollzugs muss sich jedoch der Vergleich auf ausgewählte Kantone bzw Bundesländer begrenzen. Erste Ergebnisse des öster-