C.H. Beck Verlag, München 2022
XXV, 305 Seiten, Leinen, € 150,–
Das Arbeitsrecht geht bekanntlich von der Annahme aus, dass persönlich abhängige AN schutzbedürftig seien, Selbständige hingegen nicht. Diese Trennlinie war schon immer zu unscharf und es zeigte sich auch schon seit längerem, dass es eine Gruppe von Selbständigen gibt, die sich in einer arbeitnehmer:innen-ähnlichen sozialen Situation befinden, wenngleich sie nicht in persönlicher Abhängigkeit beschäftigt sind. Schon von Karl Marx wurde diese Gruppe von Selbständigen, die Kleinbürger:innen (petite bourgeoisie), als zwischen den Lohnarbeiter:innen und den Kapitalist:innen stehend angesehen. Sie verwenden zwar ihre eigenen Produktionsmittel, müssen aber auch von ihrer Arbeitskraft leben. Gut ging es ihnen jedenfalls damals wie heute nicht. Zahlen des europäischen Statistikamtes Eurostat zeigen sogar, dass Selbständige ein viel höheres Arbeits- und Ausgrenzungsrisiko haben als regulär Beschäftigte. Diese Situation hat sich zuletzt durch die Digitalisierung weiterhin verschärft, die eine kleinteilige Organisation von Arbeit unter Aufrechterhaltung von formalen Spielräumen für die Beschäftigten in einem bislang ungeahnten Ausmaß ermöglicht. Die wohl extremste Ausformung derselben ist die Plattformwirtschaft, die die Diskussion um die schutzbedürftigen Solo-Selbständigen wieder besonders lauter werden ließ.