Im Rahmen der Agitation zu den zweiten AK-Wahlen der Ersten Republik 1926 publizierte die Gewerkschaftskommission der Freien (sozialdemokratischen) Gewerkschaften einen umfangreichen Bericht über die Tätigkeit der Arbeiterkammern in ihrer ersten Wahlperiode.1) Dies schien notwendig, denn die AK als "junge in der Geschichte der Arbeiterbewegung bisher nicht in vorderster Schlachtlinie verwendete Institution" musste sich noch "die Liebe des Proletariats, die gefühlsmäßige Verknüpfung mit jenen, für die sie da ist" erobern.2) Die Arbeiterkammern waren ein "noch nicht an Vorbildern orientierbares Phänomen", welche sich nicht nur gegen eine vielfach nicht gerade freundlich gesinnte Bürokratie und anderen Organisationen durchsetzen musste, sondern sich auch "gegen starke grundsätzliche Einwände der Arbeitermassen" zu behaupten hatte.3) Doch ausgestattet mit einem sehr kleinen, aber hoch qualifizierten Expertenstab gelang es den Arbeiterkammern in kurzer Zeit, sich in der Bürokratie und in der Landes- und Bundespolitik Anerkennung zu verschaffen. Die folgenden Zeilen werden versuchen, einige Aspekte der bislang kaum bekannten Tätigkeit der Arbeiterkammern, vielfach fokussiert auf die AK Wien, für die ersten schwierigen Jahre 1921 bis 1923 kursorisch zu benennen.