Die "großen Erzählungen" zur Gründungsgeschichte der österreichischen Arbeiterkammern beginnen meist mit dem heroischen Kampf der Wiener ArbeiterInnen in der Revolution des Jahres 1848. Damals hätte der von Friedrich Sander gegründete "Wiener allgemeine Arbeiterverein" die Errichtung eines "Arbeiterparlaments" gefordert, was oft in Verbindung mit den in diesem Jahr gesetzlich eingerichteten Handels- und Gewerbekammern gesehen wird.1) Die nachfolgenden Bemerkungen werden sich dann auch eingangs mit den Bestrebungen zur Gründung von Handels- und Gewerbekammern auseinandersetzen zu haben. Mit deren Errichtung fand die Institution "Kammer" als eine mit gesetzlicher Zugehörigkeit ausgestattete und auf Grund demokratischer Wahlen zusammengesetzte selbstverwaltende Körperschaft Eingang in die österreichische Rechtsordnung. In der Folge wird der jahrzehntelange Diskurs über Errichtung einer ebensolchen Institution für die Arbeiterklasse deskriptiv nachzuzeichnen sein.