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Zum langen, dornenvollen Kampf um den 8-Stunden-Tag bis 1918

Aus der Geschichte des Arbeitsrechts und des SozialrechtsKlaus-Dieter MulleyDRdA 2018, 527 Heft 6 v. 15.12.2018

War in vorindustriellen Gesellschaften die Zeiteinteilung noch überwiegend aufgabenorientiert, so änderte sich dies mit zunehmender Industrialisierung in zeitlich bemessene Arbeit. Sowohl im zünftlerischen Gewerbe des 17. und 18. Jahrhunderts, wie auch in der durch den Verlag organisierten Heimindustrie wurde nach der jeweiligen Nachfrage bzw den jeweiligen Aufträgen, wie auch nach den in unregelmäßigen Zeitabständen gelieferten Grundstoffen gearbeitet. Die Zeitbemessung an sich spielte kaum eine Rolle. Eine strikte Trennung in "Arbeitszeit" und "Freizeit" gab es vielfach nicht, zumal andere Tätigkeiten und häusliche Aufgaben ineinander übergingen. So etwa beschreibt E. T. Thompson den Alltag eines Webers (um 1782) und eines Töpfers (um 1830) mit einem Durcheinander an unterschiedlichen Tätigkeiten, einem unregelmäßigen, jedoch vielfach selbst bestimmten Arbeitsrhythmus: "Wo immer die Menschen ihren Arbeitsrhythmus selbst bestimmen konnten, bildete sich ein Wechsel von höchster Arbeitsintensität und Müßiggang heraus."1)1)Thompson, Zeit, Arbeitsrhythmus und Industriekapitalismus, in ders, Plebejische Kultur und moralische Ökonomie. Aufsätze zur englischen Sozialgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts (1980) 46. Dies sollte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts mit der Beschäftigung von AN, darunter vor allem Kinder und Jugendliche, in den ersten größeren Fabriken grundlegend ändern. Im "Jahrhundert des Fleißes", wie Roman Sandgruber die Zeit von 1750 bis 1850 bezeichnet, sollten "durch institutionelle Reformen, die auf Disziplinierung der Gesellschaft, Förderung des Fleißes und Hebung der Erwerbsquote abzielten, (…) Produktionskraft, Steuervolumen und Wohlstand gesteigert werden, durch wirtschaftspolitische Verbesserungen und organisatorische Maßnahmen die Risken vermindert, die Produktivität gehoben und Innovationen angeregt werden."2)2)Sandgruber, Ökonomie und Politik (1995) 143. Nun kam es für die AN zu einer Trennung zwischen der dem AG zur Verfügung zu stellenden Zeit und den eigenen Bedürfnissen: "Nicht die Aufgabe, sondern der aufs Geld reduzierte Wert der Zeit wird entscheidend."3)3)Thompson, Zeit, Arbeitsrhythmus und Industriekapitalismus 40. Zeitökonomie und Disziplinierung wurden zu Kennzeichen des entstehenden Industriekapitalismus, über den Karl Marx ua feststellte: "Die kapitalistische Produktion, die wesentlich Produktion von Mehrwert, Einsaugung von Mehrarbeit ist, produziert also mit der Verlängerung des Arbeitstages nicht nur die Verkümmerung der menschlichen Arbeitskraft, welche ihrer normalen moralischen und physischen Entwicklungs- und Betätigungsbedingungen beraubt wird. Sie produziert die vorzeitige Erschöpfung und Abtötung der Arbeitskraft selbst. Sie verlängert die Produktionszeit des Arbeiters während eines gegebenen Termins durch Verkürzung seiner Lebenszeit."4)4)Marx, Das Kapital. Erster Band (1977) 281. Die nachfolgenden Bemerkungen geben einen kurzen, prägnanten und doch beschränkten5)5)So etwa finden Probleme der Frauen- und Jugendarbeitszeit, der Sonn- und Feiertagsruhe, der Arbeitszeitkampf der Bergarbeiter sowie die zahlreichen Eingaben und Anträge ans Abgeordnetenhaus nur am Rande Erwähnung. Überblick über den Arbeitszeitdiskurs in Österreich bis 1918.6)6)Vgl Bauer, Achtstundentag, in Elster/Weber/Wieser (Hrsg), Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 1. Bd (1923) 29-36; zur Entwicklung nach 1918 vgl Cerny, Vom 8-Stunden-Tag zum 12-Stunden-Tag, DRdA 2018, 533 ff.

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