VwGH AW 2012/08/0042

VwGHAW 2012/08/004227.4.2012

Der Verwaltungsgerichtshof hat über die Anträge des R, vertreten durch Dr. C, Rechtsanwalt, den gegen die Bescheide des Landeshauptmannes von Steiermark vom 1.) 8. März 2012, Zl. FA11A-A6126n93/2011-18 und 2.) 5. März 2012, Zl. FA11A-61-26n34/2007-44, betreffend Beitragsnachverrechnung, erhobenen und zu den hg. Zlen. 2012/08/0092 bis 0093 protokollierten Beschwerden (mitbeteiligte Partei: Steiermärkische Gebietskrankenkasse) die aufschiebende Wirkung zuzuerkennen, den Beschluss gefasst:

Normen

VwGG §30 Abs2;
VwGG §35 Abs2;
VwGG §30 Abs2;
VwGG §35 Abs2;

 

Spruch:

Gemäß § 30 Abs. 2 VwGG wird den Anträgen nicht stattgegeben.

Begründung

Gemäß § 30 Abs. 2 VwGG hat der Verwaltungsgerichtshof auf Antrag des Beschwerdeführers die aufschiebende Wirkung mit Beschluss zuzuerkennen, insoweit dem zwingende öffentliche Interessen nicht entgegenstehen und nach Abwägung aller berührter Interessen mit dem Vollzug des Bescheides für den Beschwerdeführer ein unverhältnismäßiger Nachteil verbunden wäre.

Um die vom Gesetzgeber geforderte Interessenabwägung durchführen zu können, ist es erforderlich, dass der Beschwerdeführer schon in seinem Antrag auf Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung konkret darlegt, aus welchen tatsächlichen Umständen sich der von ihm behauptete Nachteil ergibt, es sei denn, dass sich nach Lage des Falles die Voraussetzungen für die Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung ohne weiteres erkennen lassen. Betrifft der Antrag auf Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung - wie hier - einen Bescheid, mit dem der Beschwerdeführer zu einer Geldleistung verpflichtet wurde, so genügt der Antragsteller dem Konkretisierungsgebot nur dann, wenn er einerseits seine im Zeitpunkt der Antragstellung bezogenen Einkünfte sowie seine Vermögensverhältnisse (unter Einschluss seiner Schulden, aufgeschlüsselt nach Art und Ausmaß) und andererseits, soweit es sich um eine physische Person handelt, seine gesetzlichen Sorgepflichten durch konkrete, tunlichst ziffernmäßige Angaben glaubhaft dartut (vgl. den Beschluss eines verstärkten Senates vom 25. Februar 1981, Slg. Nr. 10.381 A).

Die vorliegenden Anträge stützen sich - gleichlautend - lediglich auf die Behauptung, dass "die bescheidmäßig festgestellte Beitragsnachverrechnung von EUR 237.621,24 als existenzbedrohend bzw. -vernichtend" anzusehen sei. Damit ist der Beschwerdeführer seiner Konkretisierungspflicht nicht nachgekommen.

Außerdem ist darauf hinzuweisen, dass auch eine beengte finanzielle Situation nicht zur Zuerkennung der aufschiebenden Wirkung führen kann, wenn gegengerichtete Interessen mitbeteiligter Parteien zu berücksichtigen sind und eine Abwägung dieser Interessen zulasten der beschwerdeführenden Partei ausschlägt. Ein solches gegengerichtetes Interesse liegt hier vor:

Es liegt im Interesse des mitbeteiligten Sozialversicherungsträgers (und damit im öffentlichen Interesse), die ihm aufgetragene Einhebung der Sozialversicherungsbeiträge (die ihrerseits wieder zu einem klaglosen Funktionieren des Systems der sozialen Sicherheit benötigt werden) - so gut es geht -

baldmöglichst zumindest sicherzustellen. Würde die aufschiebende Wirkung in solchen Angelegenheiten bei schlechter Einkommens- und Vermögenslage der Partei stets gewährt, so bliebe das Vollzugsinteresse dabei vollkommen außer Ansatz und der Sozialversicherungsträger hätte keine Möglichkeit, zumindest den Versuch einer Sicherstellung seiner Forderung (zB durch zwangsweise Pfandrechtsbegründungen) zu unternehmen (vgl. den hg. Beschluss vom 26. November 2012, Zl. AW 2010/08/0054).

Das Vollzugsinteresse des Versicherungsträgers überwiegt daher jedenfalls dann, wenn der angefochtene Bescheid nicht im Sinne des § 35 Abs. 2 VwGG offenkundig rechtswidrig ist (was hier nicht gegeben ist) und seine vorläufige Vollstreckung nicht bei der antragstellenden Partei zu unwiederbringlichen Vermögensnachteilen führt, wie dies etwa im Falle der exekutiven Betreibung einer Versteigerung von Fahrnissen oder Liegenschaften der antragstellenden Partei und dem damit verbundenen - nicht wieder auszugleichenden - Wertverlust der Fall wäre. Dass dies im Beschwerdefall unmittelbar drohen würde, wurde aber nicht behauptet.

Die Anträge waren daher abzuweisen.

Wien, am 27. April 2012

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