OGH 5Nc16/12s

OGH5Nc16/12s6.11.2012

Der Oberste Gerichtshof hat durch den Senatspräsidenten Hon.-Prof. Dr. Danzl als Vorsitzenden und die Hofrätin Dr. Hurch sowie den Hofrat Dr. Höllwerth als weitere Richter in der Pflegschaftssache des mj E***** H*****, geboren am 10. Juli 1995, *****, wegen Übertragung der Zuständigkeit nach § 111 Abs 2 JN, den

Beschluss

gefasst:

 

Spruch:

Die Übertragung der Zuständigkeit zur Führung der Pflegschaftssache des mj E***** H*****, geboren am 10. 7. 1995, durch das Bezirksgericht Wels an das Bezirksgericht Hernals wird nicht genehmigt.

Text

Begründung

Der mj E***** H*****, geboren am 10. 7. 1995, ist der Sohn von E***** und E***** H*****. Der Ehe entstammen weitere drei Kinder, nämlich die bereits volljährigen O***** und N***** sowie der noch mj O*****, geboren am 12. 7. 2002.

Die Mutter E***** H***** wohnt in *****. Der Vater hat die Familie verlassen.

Der mj O***** lebt bei der Mutter; das ihn betreffende Pflegschaftsverfahren wird ebenfalls vom Bezirksgericht Wels geführt.

Das Bezirksgericht Wels hat zuletzt mit Beschluss vom 13. 7. 2012 (ON 90) den Vater von seiner Unterhaltspflicht gegenüber dem mj E***** enthoben, weil dieser keine Ausbildung zielstrebig verfolge.

Der mj E***** ist seit 5. 7. 2012 in *****, aufhältig.

Das Bezirksgericht Wels übertrug mit Beschluss vom 10. 8. 2012 gemäß § 111 Abs 1 JN seine Zuständigkeit zur Besorgung der Pflegschaftssache betreffend den mj E***** an das Bezirksgericht Hernals unter Hinweis auf dessen nunmehrigen Aufenthaltsort.

Das Bezirksgericht Hernals verweigerte die Übernahme der Pflegschaftssache mit der wesentlichen Begründung, dass der Minderjährige bald volljährig werde, die Eltern nicht im Sprengel des Bezirksgerichts Hernals lebten und eine Aktenteilung betreffend die beiden noch minderjährigen Kinder nicht zweckmäßig sei.

Die Übertragung ist nicht zu genehmigen.

Rechtliche Beurteilung

§ 111 Abs 1 JN ordnet an, dass das zur Besorgung der pflegschaftsgerichtlichen Geschäfte zuständige Gericht seine Zuständigkeit ganz oder zum Teil einem anderen Gericht übertragen kann, wenn dies im Interesse des Pflegebefohlenen gelegen erscheint, insbesondere wenn dadurch die wirksame Handhabung des pflegschaftsgerichtlichen Schutzes voraussichtlich gefördert wird. Diese Regelung ist als Ausnahme vom Grundsatz der perpetuatio fori eng auszulegen (RIS-Justiz RS0046929 [T11 und T20]).

Die Mutter des mj E***** wohnt in Wels, vom Bezirksgericht Wels wird auch das seinen Bruder betreffende Pflegschaftsverfahren geführt (zur zweitinstanzlichen Rsp vgl etwa LGZ Wien EFSlg 117.890), der mj E***** wird bald volljährig (zur zweitinstanzlichen Rsp vgl etwa LGZ Wien EFSlg 111.839, 117.889, 120.838) und bis dahin ist die Notwendigkeit besonderer, ihn betreffender pflegschaftsgerichtlicher Maßnahmen nicht zu erwarten (vgl 5 Nd 515/79).

Die Übertragung der Pflegschaftssache ist daher insgesamt nicht zweckmäßig und folglich nicht zu genehmigen.

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