Spruch:
Aus Anlass der Nichtigkeitsbeschwerde wird das angefochtene Urteil aufgehoben und die Sache zu neuer Verhandlung und Entscheidung an das Landesgericht Korneuburg verwiesen.
Mit ihren Rechtsmitteln wird die Angeklagte Manuela B***** auf diese Entscheidung verwiesen.
Text
Gründe:
Mit dem angefochtenen Urteil wurden die Angeklagten jeweils des Verbrechens des Suchtgifthandels, im Einzelnen Yvonne O***** nach § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 4 Z 3 SMG (A/I/3, 4, 5), Josef Z***** und Helmut S***** nach § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 4 Z 3 SMG (A/I/5), Peter K***** nach § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 2 Z 2, Abs 4 Z 3 SMG (A/I/1), nach § 28a Abs 1 dritter Fall, Abs 2 Z 2, Abs 4 Z 3 SMG (A/II), nach § 12 zweiter Fall StGB, § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 2 Z 2, Abs 4 Z 3 SMG (B/I/1-4) sowie nach § 12 zweiter Fall StGB, § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 4 Z 3 SMG und § 15 StGB (B/I/5), Anton D***** nach § 12 zweiter Fall StGB, § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 4 Z 3 SMG (B/III), Michael Y***** nach § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 2 Z 2, Abs 4 Z 3 SMG (A/I/2), nach § 12 zweiter Fall StGB, § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 2 Z 2, Abs 4 Z 3 SMG und § 15 StGB (B/II) sowie nach § 12 dritter Fall StGB, § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 2 Z 2, Abs 4 Z 3 SMG (C) und Manuela B***** nach § 28a Abs 1 zweiter und dritter Fall, Abs 4 Z 3 SMG (A/I/4) schuldig erkannt.
Danach haben
(A) vorschriftswidrig Suchtgift, nämlich Kokain, in einer das 25-fache der Grenzmenge (§ 28b SMG) übersteigenden Menge (I) aus der Dominikanischen Republik aus- und nach Österreich eingeführt, nämlich
1) Peter K***** im Dezember 2006 als Mitglied einer kriminellen Vereinigung zumindest 4.683 g,
2) Michael Y***** am 13. Jänner 2007 als Mitglied einer kriminellen Vereinigung zumindest 9.366 g,
- 3) Yvonne O***** am 17. März 2007 4.683 g,
- 4) Yvonne O***** und Manuela B***** am 28. April 2007 zumindest 9.366 g sowie
5) Yvonne O*****, Helmut S***** und Josef Z***** am 17. Jänner 2008 zumindest 20.072 g, weiters
(II) Peter K***** in der Zeit vom Dezember 2006 bis zum Jahresanfang 2008 als Mitglied einer kriminellen Vereinigung 64.724 g aus Österreich ausgeführt,
(B) Peter K***** sowie Michael Y***** als Mitglieder einer kriminellen Vereinigung und Anton D***** andere dazu bestimmt, vorschriftswidrig Suchtgift, nämlich Kokain, in einer das 25-fache der Grenzmenge (§ 28b SMG) übersteigenden Menge aus der Dominikanischen Republik aus- und nach Österreich einzuführen, nämlich
(I) Peter K***** dadurch, dass er Michael Y***** und Anton D***** zur Durchführung nachgenannter Suchtgifttransporte sowie zur Rekrutierung weiterer Drogenkuriere anwarb und den Kontakt zwischen den Kurieren und seiner Gattin Mayra K***** zwecks Übernahme des Suchtgifts herstellte,
- 1) bis 4) hinsichtlich der zu A/I/2-5 beschriebenen Taten und
- 5) bezüglich folgender Mengen, die von vorsatzlos handelnden Personen transportiert wurden, nämlich
- a) am 10. März 2007 zumindest 9.366 g,
- b) am 14. April 2007 zumindest 9.366 g,
- c) am 27. Dezember 2007 zumindest 17.894 g sowie
- d) am 27. Dezember 2007 zumindest 3.568 g, wobei es insoweit beim Versuch geblieben ist,
(II) Michael Y***** dadurch, dass er die vorsatzlos handelnden Personen zur Durchführung der unter B/I/5 bezeichneten (in einem Fall beim Versuch gebliebenen) Transporte anwarb, die Buchung der Reisen in die Dominikanische Republik vornahm und die Flugtickets besorgte sowie vorfinanzierte, und
(III) Anton D***** dadurch, dass er Helmut S***** und Josef Z***** zu der unter A/I/5 beschriebenen Tat anwarb, weiters
(C) Michael Y***** als Mitglied einer kriminellen Vereinigung zur Begehung der unter A/I/5 beschriebenen Tat beigetragen, indem er die Buchung der Reisen in die Dominikanische Republik vornahm und die Flugtickets besorgte sowie vorfinanzierte.
Rechtliche Beurteilung
Aus Anlass der dagegen von der Angeklagten Manuela B***** erhobenen, auf § 281 Abs 1 Z 5, 5a und 9 (richtig:) lit a StPO gestützten Nichtigkeitsbeschwerde überzeugte sich der Oberste Gerichtshof, dass der angefochtenen Entscheidung zum Nachteil aller Angeklagten der von Amts wegen wahrzunehmende (§ 290 Abs 1 zweiter Satz StPO) Nichtigkeitsgrund des § 281 Abs 1 Z 10 StPO anhaftet. Allein die Feststellung der Bruttomengen des tatverfangenden Suchtgifts mit dem Beifügen, dass es sich um eine „das 25-fache der Grenzmenge übersteigende Menge" handle, trägt nämlich die vorgenommene Subsumtion nicht (RIS-Justiz RS0111350). Hiezu bedarf es konkreter Konstatierungen zum Reinheitsgehalt, die dem bekämpften Urteil aber nicht zu entnehmen sind.
Da nach Aufhebung eines Schuldspruchs nach § 28a SMG wegen fehlender Feststellungen zur Beurteilung der Suchtgiftmenge als groß (§ 28b SMG) oder übergroß (§ 28a Abs 4 Z 3) auch jene Annahmen, die einen - insoweit nicht erfolgten - Schuldspruch nach § 27 Abs 1 SMG allenfalls zu tragen vermögen, nicht bestehen bleiben, war die Kassation des gesamten Schuldspruchs erforderlich (RIS-Justiz RS0115884; Ratz, WK-StPO § 289 Rz 18).
Im Hinblick darauf erübrigt sich das Eingehen auf die Nichtigkeitsbeschwerde der Angeklagten Manuela B*****, die mit ihren Rechtsmitteln auf die kassatorische Entscheidung zu verweisen war. Im zweiten Rechtsgang werden Feststellungen zum Reinheitsgehalt der von der Anklage umfassten Kokainmengen zu treffen und - der Bestimmung des § 270 Abs 2 Z 5 StPO entsprechend - zu begründen sein. Im Fall erneuter Schuldsprüche wird zu beachten sein, dass § 28a Abs 4 Z 3 SMG eine besondere Art von Zusammenrechnungsgrundsatz - vergleichbar mit dem für wert- und schadensqualifizierte Delikte geltenden § 29 StGB - darstellt, sodass gleichartige strafbare Handlungen nach § 28a Abs 1 SMG derart qualifiziert stets nur ein einziges Verbrechen nach § 28a Abs 4 Z 3 SMG begründen (RIS-Justiz RS0117464).
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