OGH 13Ns22/02

OGH13Ns22/026.11.2002

Der Oberste Gerichtshof hat am 6. November 2002 durch den Vizepräsidenten des Obersten Gerichtshofes Hon. Prof. Dr. Brustbauer als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr. Schindler, Dr. Rouschal, Dr. Ratz und Dr. Danek als weitere Richter, in Gegenwart der Richteramtswärterin Mag. Kaller als Schriftführerin, in der Disziplinarsache gegen Mag. Dr. Norbert P***** wegen Verletzung der einen Richter treffenden allgemeinen Pflichten nach § 57 Abs 1 Satz 2 RDG, AZ Ds 15/00 des Oberlandesgerichtes Graz (= Ds 5/02 des Obersten Gerichtshofes) über die Befangenheitsanzeige der Hofrätin des Obersten Gerichtshofes Dr. Birgit L*****, nichtöffentlich (§ 60 Abs 1 OGH-Geo 2002) den Beschluss

gefasst:

 

Spruch:

Hofrätin des Obersten Gerichtshofes Dr. Birgit L***** ist in der Disziplinarsache Ds 5/02 des Obersten Gerichtshofes befangen.

Text

Gründe:

In der oben bezeichneten Dienststrafsache hat der Oberste Gerichtshof über eine Beschwerde des Leiters der Oberstaatsanwaltschaft Graz zu entscheiden.

Am 4. November 2002 zeigte die Hofrätin des Obersten Gerichtshofes Dr. Birgit L***** - nach Punkt V der Geschäftsverteilungsübersicht des Obersten Gerichtshofes als erkennendes Mitglied des Disziplinarsenates - nach § 115 Abs 2 erster Satz RDG iVm § 72 Abs 2 StPO und § 140 Abs 3 RDG an, mit dem Disziplinarbeschuldigten eng befreundet zu sein. Sie sei in den letzten Jahren mindestens zehn Mal mehrere Tage in dessen Haus in Tirol eingeladen gewesen und habe dort gemeinsam die Freizeit vor allem mit Tennis- und Bridgespielen verbracht.

Rechtliche Beurteilung

Wie der Oberste Gerichtshof in einem gleichgelagerten Fall bereits zu 13 Ns 3/02 ausgesprochen hat, vermag eine so geartete langjährige persönliche Bekanntschaft zu einem Richter, welcher nunmehr Disziplinarbeschuldigter ist, die volle Unbefangenheit in Zweifel zu setzen (vgl Mayerhofer StPO4 § 72 E 21).

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