Spruch:
Die Nichtigkeitsbeschwerde und die Berufung wegen des Ausspruches über die Schuld werden zurückgewiesen.
Zur Entscheidung über die Berufung gegen den Ausspruch über die Strafe werden die Akten dem Oberlandesgericht Wien zugeleitet.
Gemäß § 390 a StPO fallen dem Angeklagten die Kosten des bisherigen Rechtsmittelverfahrens zur Last.
Text
Gründe:
Alfons G***** wurde (zu I) des Verbrechens des teils versuchten Diebstahls durch Einbruch nach §§ 127, 129 Z 1 und 15 StGB, (zu II) des Vergehens der Körperverletzung nach § 83 Abs. 1 StGB und (zu III) des Vergehens der versuchten Nötigung nach §§ 15, 105 Abs. 1 StGB schuldig erkannt.
Nach dem Schuldspruch und den wesentlichen Urteilsgründe erbeutete der Angeklagte am 24.Dezember 1992 in Wien bei einem Einbruchsdiebstahl in die Gärtnerei H***** einen Radio-CD-Player, 20 Doppel-Compakt-Disks und Bargeld (I 1). Bei einem weiteren Einbruchsversuch des Angeklagten am 5.Februar 1993 in dieselbe Gärtnerei (I 2) wurde die Tatvollendung durch die Gärtnereibesitzer Otto H***** jun. und sen. verhindert. Bei der Flucht schlug der Angeklagte, um seine Anhaltung und Übergabe an die Polizei samt Anzeigeerstattung zu hindern (III), dem sich ihm in den Weg stellenden Otto H***** sen. vorsätzlich ins Gesicht, wodurch dieser einen Abbruch des linken oberen Schneidezahns und eine Unterlippenprellung erlitt (II).
Rechtliche Beurteilung
Der Angeklagte bekämpft die Schuldsprüche wegen der beiden Vergehen (zu II und III) mit seiner nominell auf § 281 Abs. 1 Z 9 lit. b und 10 StPO gestützten (als Berufung wegen Nichtigkeit bezeichneten) Nichtigkeitsbeschwerde.
Die - rechtliche Überlegungen zum Rechtfertigungsgrund der Notwehr bzw. zur möglichen irrtümlichen Annahme einer Notwehrlage vermissende - Beschwerde entbehrt der gesetzmäßigen Ausführung.
Abgesehen davon, daß die mangelnde Erörterung von Rechtsfragen in den Entscheidungsgründen an sich keine Nichtigkeit begründet, hat der Oberste Gerichtshof die Richtigkeit der Gesetzesanwendung auf der Grundlage des im angefochtenen Urteil festgestellten Sachverhaltes zu prüfen. Die gesetzmäßige Darstellung materiellrechtlicher Nichtigkeitsgründe erfordert somit das Festhalten an der gesamten im bekämpften Urteil festgestellten Tatsachengrundlage. Dies unterläßt die Beschwerde, wenn sie nicht von dem (ersichtlich als angemessene Anhaltung iS des § 86 Abs. 2 StPO qualifizierten) Sachverhalt und insbesonders der Feststellung der Tatrichter ausgeht, daß der Angeklagte nach seinem mißglückten Diebstahlsversuch dem bei der Verbindungstür zwischen Verkaufsraum und Gewächshaus der Gärtnerei stehenden Otto H***** sen. (entweder mit der Faust oder irgendeinem Gegenstand) einen Schlag in das Gesicht versetzte, weil er den Genannten "gewaltsam daran hindern wollte, ihn anzuhalten und der Polizei zu übergeben". Die urteilsfremden Beschwerdeausführungen über einen von H***** sen. gegen ihn geführten Angriff bzw. eine tatsächliche oder vermeintliche Notwehrlage behaupten einen Sachverhalt, wie er nach der (nunmehrigen) Vorstellung des Beschwerdeführers (vgl. demgegenüber die Verantwortung des Angeklagten in der HV) hätte angenommen werden sollen. Solcherart gelangt jedoch eine Rechtsrüge nicht zur prozeßordnungsgemäßen Darstellung.
Daß nach der Schlagführung gegen H***** sen. die weitere Flucht des Angeklagten durch einen von H***** jun. abgefeuerten Schuß gestoppt wurde, und dadurch die Nötigung des H***** sen. beim Versuch blieb, liegt bereits nach dem für die Beschwerdeentscheidung relevanten Tatgeschehen.
Die Nichtigkeitsbeschwerde war demnach schon bei einer nichtöffentlichen Beratung sofort zurückzuweisen.
In gleicher Weise war mit der Berufung wegen des Ausspruches über die Schuld vorzugehen, weil ein solches Rechtsmittel gegen Urteile eines Schöffengerichtes im Gesetz nicht vorgesehen ist.
Über die Berufung wegen des Ausspruches über die Strafe hat gemäß § 285 i StPO das Oberlandesgericht Wien zu entscheiden.
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