OGH 11Os72/92-6

OGH11Os72/92-628.7.1992

Der Oberste Gerichtshof hat am 28.Juli 1992 durch den Hofrat des Obersten Gerichtshofes Dr.Walenta als Vorsitzenden und durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Dr.Hörburger, Dr.Hager, Dr.Schindler und Mag.Strieder als weitere Richter, in Gegenwart des Richteramtsanwärters Mag.Lendl als Schriftführer in der Strafsache gegen Walter B***** und einen anderen Angeklagten wegen des Verbrechens des schweren Raubes nach den §§ 12, dritter Fall, 142 Abs. 1, 143 StGB und anderer strafbarer Handlungen über die von der Generalprokuratur gegen das Urteil des Geschwornengerichtes beim Landesgericht für Strafsachen Graz vom 18.September 1991, GZ 9 Vr 513/91-41, erhobene Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes nach öffentlicher Verhandlung in Anwesenheit des Vertreters der Generalprokuratur, der Generalanwältin Dr.Bierlein, jedoch in Abwesenheit des Angeklagten zu Recht erkannt:

 

Spruch:

Das Urteil des Geschwornengerichtes beim Landesgericht für Strafsachen Graz vom 18.September 1991, GZ 9 Vr 513/91-41, verletzt in seinen den Verurteilten Walter B***** betreffenden Adhäsionserkenntnissen zugunsten des Privatbeteiligten Dieter T***** und der Ö***** das Gesetz in den Bestimmungen der §§ 47 Abs. 1, 365 Abs. 2, 366 Abs. 2 StPO.

Gemäß dem § 292 StPO wird das angefochtene Urteil, das im übrigen unberührt bleibt, in diesen Adhäsionserkenntnissen (im Zuspruch an die Ö***** ersatzlos) aufgehoben und es wird der Privatbeteiligte Dieter T***** mit seinen Ansprüchen gegen Walter B***** gemäß dem § 366 Abs. 2 StPO auf den Zivilrechtsweg verwiesen.

Text

Gründe:

Mit dem Urteil des Geschwornengerichtes beim Landesgericht für Strafsachen Graz vom 18.September 1991, GZ 9 Vr 513/91-41, wurde (ua) der am 11.Juli 1966 geborene Walter B***** des Verbrechens des schweren Raubes als Beteiligter nach den §§ 12 (dritter Fall), 142 Abs. 1, 143 (richtig: erster Satz zweiter Fall) StGB, des Vergehens des versuchten Widerstandes gegen die Staatsgewalt nach den §§ 15, 269 Abs. 1 erster Fall (gemeint: erster Strafsatz dritter Fall) StGB und des Vergehens des Betruges nach § 146 StGB schuldig erkannt. Gemäß § 369 StPO sprach das Gericht (ua) "den Privatbeteiligten" Dieter T***** 5.000 S und der Ö***** 2.000 S zu, wofür es die Haftung des Walter B***** und des (ua wegen Raubes mitverurteilten) Kurt G***** zur ungeteilten Hand anordnete.

Während Walter B***** diese Adhäsionserkenntnisse unangefochten ließ, erhob Kurt G***** (auch) dagegen Berufung. Dieser wurde mit Entscheidung des Obersten Gerichtshofes vom 24.März 1992, GZ 11 Os 146,147/91-14, Folge gegeben, die den Berufungswerber betreffenden Zusprüche wurden (zugunsten der Ö***** ersatzlos) aufgehoben und der Privatbeteiligte Dieter T***** gemäß § 366 Abs. 2 StPO mit seinen Ansprüchen auf den Zivilrechtsweg verwiesen, weil Kurt G***** zu den in Rede stehenden Entschädigungsansprüchen nicht gehört worden und überdies die den Zuspruch an die (zudem gar nicht als Privatbeteiligte aufgetretene) Ö***** zugrundeliegende Tathandlung nicht Gegenstand der Hauptverhandlung und Entscheidung gewesen war. Eine (amtswegige) analoge Verfügung zugunsten des Walter B***** kam dabei nicht in Betracht, weil das sogenannte beneficium cohaesionis gesetzlich (§ 295 Abs.1 StPO) ausdrücklich auf die Milderung strafrechtlicher Sanktionen beschränkt ist.

Rechtliche Beurteilung

Das bezeichnete Urteil des Geschwornengerichtes beim Landesgericht für Strafsachen Graz steht in den Walter B***** betreffenden Zusprüchen an Dieter T***** und die Ö***** mit dem Gesetz nicht im Einklang.

Die Gründe, aus denen der Berufung des Angeklagten G***** gegen die in Rede stehenden Adhäsionserkenntnisse Berechtigung zukam, treffen auf den Verurteilten Walter B***** in gleicher Weise zu. Abgesehen davon, daß sich die Ö***** ***** auch ihm gegenüber dem Strafverfahren nicht als Privatbeteiligte anschloß und die ihrem Zuspruch zugrundeliegende Tathandlung (wie bei G*****) nicht Gegenstand der Hauptverhandlung und Entscheidung gegen Walter B***** war, unterblieb auch dessen Anhörung zu diesen Entschädigungsansprüchen.

Da die solcherart unterlaufenen Verletzungen der Bestimmungen der §§ 47 Abs. 1, 365 Abs. 2, 366 Abs. 2 StPO dem Verurteilten Walter B***** zum Nachteil gereichen, war in Stattgebung der von der Generalprokuratur erhobenen Nichtigkeitsbeschwerde zur Wahrung des Gesetzes spruchgemäß zu erkennen.

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