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zu § 1175 ABGB (Teil 2) (Artmann)

Artmann3. AuflOktober 2016

Inhaltsübersicht

IV. Die GesbR im Prozess

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Die GesbR kann mangels Rechtsfähigkeit selbst weder klagen noch geklagt werden. Sie ist im Zivilprozess nicht parteifähig,547547HA, vgl Kastner/Doralt/Nowotny 5 57; Grillberger in Rummel3 II § 1175 Rz 27; Jabornegg/Resch/Slezak, GesbR § 1175 Rz 21; dies in Schwimann/Kodek4 V § 1175 Rz 21; Krejci, Gesellschaftsrecht I 222; OGH 1 Ob 151/72, EvBl 1973/30 = JBl 1974, 101 = GesRZ 1974, 61; 2 Ob 50/89, SZ 62/71 = JBl 1989, 587 (Reich-Rohrwig) = RZ 1989/81; 8 Ob 555/77, SZ 51/3 = EvBl 1978/144; 9 ObA257/98d, RdW 1999, 548 = ARD 5020/6/99; 6 Ob 58/00y, EvBl 2000/180 = RdW 2000/574, 598 = wbl 2001, 40; 6 Ob 251/99a, ARD 5205/45/52/2001; 2 Ob 238/07z, RdW 2008, 454 = ZVR 2008, 491 = Zak 2008/339, 196; 7 Ob 130/10h, SZ 2011/41 = RdW 2011, 596; auch 1 Ob 234/11k, bbl 2012/106, 143 = ecolex 2012/401, 986; OLG Innsbruck 5 R 38, 39/86, EvBl 1986/163; s auch RIS-Justiz RS0113444 und RS0022184; Told in Bergmann/Ratka, Personengesellschaften2 Rz 2/34; aA Holzhammer in FS Strasser 127 ff; Thiery, GesRZ 1987, 205 zum Sonderfall einer Ex-lege-Umwandlung einer KG in eine GesbR. sodass die Parteien des Rechtsstreites die Gesellschafter als Einzelpersonen sind.548548RIS-Justiz RS0017326; krit Wahle in Klang2 V 533 unter Hinweis darauf, dass bei Gesellschaften mit mehreren tausend Mitgliedern die hL zu unbrauchbaren Ergebnissen führt. Freilich sind solche großen Gesellschaften die Ausnahme. Sie müssen im eigenen Namen klagen und geklagt werden. Ebenso wenig ist die GesbR prozessfähig,549549HL; aA Wahle in Klang2 V 533. sodass sie selbst auch keine Prozesshandlungen vornehmen (bzw durch einen eigenen Vertreter vornehmen lassen) kann. Im Prozess haben daher die Gesellschafter einzuschreiten.550550OGH 2 Ob 915/24, SZ 7/25; 1 Ob 351/26, Rsp 1926/216; 6 Ob 69/62, EvBl 1962/514; 7 Ob 154/70, EvBl 1971/177; 2 Ob 149/72, SZ 45/113 = RZ 1973/20; 1 Ob 151/72, EvBl 1973/30 = JBl 1974, 101 = GesRZ 1974, 61; 8 Ob 555/77, SZ 51/3 = EvBl 1978/144; 1 Ob 33/79, SZ 53/2 = JBl 1980, 545; 3 Ob 49/85, RdW 1985, 339 = GesRZ 1985, 194 = ÖZW 1986, 106; 8 Ob 541/87, WBl 1987, 192; 2 Ob 50/89, SZ 62/71 = JBl 1989, 587 (Reich-Rohrwig) = RZ 1989/81; 7 Ob 551/94, ÖJZ-NRsp 1994/244; 1 Ob 506/95, JBl 1996, 190 = ecolex 1995, 418; 8 Ob 30/97p, ecolex 1997, 664 = ZIK 1997, 229; 6 Ob 58/00y, EvBl 2000/180 = RdW 2000/574, 598 = wbl 2001, 40; 6 Ob 67/02z, JBl 2003, 327; 3 Ob 167/02h, RdW 2003/562; 3 Ob 62/06y, Zak 2007/94, 59; OLG Innsbruck 5 R 38, 39/86, EvBl 1986/163 = HS 16.827; VwGH 2007/05/0188, bbl 2010, 17; Riedler in KBB4 § 1175 Rz 9. Tritt eine GesbR dennoch als Kläger oder Beklagte auf, so ist eine Richtigstellung der Parteienbezeichnung bei feststehender Identität der Partei nach § 235 Abs 5 ZPO auch im (aktiven oder passiven) Gesellschaftsprozess in jeder Lage des Verfahrens auf Antrag oder von Amts wegen vorzunehmen.551551OGH 6 Ob 69/62, EvBl 1962/514; 1 Ob 151/72, EvBl 1973/30 = JBl 1974, 101 = GesRZ 1974, 61; OLG Innsbruck 5 R 38, 39/86, EvBl 1986/163 = HS 17.031 = HS 17.052; Thiery, GesRZ 1987, 205; Rechberger in FS Fasching 395; allgemein dazu Schneider, JBl 2006, 555; s auch Told in Bergmann/Ratka, Personengesellschaften2 Rz 2/34. Insofern muss sich aus dem Vorbringen eindeutig ergeben, wer als Kläger auftritt bzw gegen wen sich die Klage richtet. Dies ist etwa dann der Fall, wenn eine GesbR unter einer Gesamtbezeichnung auftritt, aber alle Gesellschafter Prozessvollmacht erteilt haben.552552OGH 6 Ob 69/62, EvBl 1962/514; 1 Ob 151/72, EvBl 1973/30 = JBl 1974, 101 = GesRZ 1974, 61; 8 Ob 30/97p, ecolex 1997, 664 = ZIK 1997, 229; vgl auch 7 Ob 505/80, SZ 53/64 = GesRZ 1981, 104; VwGH 2007/05/0188, bbl 2010, 17. Ebenso ist ein einzelner Gesellschafter zur Klage legitimiert, wenn er die Zustimmung der Mitgesellschafter nachweist oder auf Hinterlegung des Geschuldeten für

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alle Gesellschafter klagt.553553OGH 2 Ob 149/72, SZ 45/113 = RZ 1973/20; 6 Ob 537/95, ecolex 1996, 103 = ZfRV 1996/9; 7 Ob 678/81, RZ 1983/53; 7 Ob 517/87, GesRZ 1987, 152; 7 Ob 538/91, SZ 64/63 = ecolex 1992, 60 = WBl 1991, 403 mwN; 7 Ob 130/10h, SZ 2011/41 = RdW 2011/630, 596; 3 Ob 131/11b, GES 2012, 177; vgl auch 18.9.1991, 1 Ob 669/90; 20.10.2004, 8 Ob 63/04d (Erfolglassungsklage bei einer Hinterlegung nach § 1425 ABGB). Auch eine nachträgliche Genehmigung durch die Gesellschafter ist möglich.554554OGH 8 Ob 555/77, SZ 51/3 = EvBl 1978/144. Wird eine Klage nur gegen einen der Gesellschafter eingebracht, entsteht nur zu diesem ein Prozessrechtsverhältnis.555555OLG Innsbruck 5 R 38, 39/86, EvBl 1986/163 = HS 16.827. Insofern ist stets zu prüfen, gegen wen sich eine Klage richtet bzw wer von der Prozessführung betroffen ist. Aus der fehlenden Rechts- und Parteifähigkeit der GesbR kann nicht der Schluss gezogen werden, dass ein Schiedsvertrag oder eine Gerichtsstandsvereinbarung stets gegen alle Gesellschafter wirkt. Vielmehr kann der Abschluss einer Schiedsklausel durch einen ihrer Gesellschafter nur für die anderen Gesellschafter wirken, wenn der Abschließende hierzu wirksam (mit schriftlicher Spezialvollmacht) bevollmächtigt wurde.556556OGH 6 Ob 67/02z, JBl 2003, 327. Zur Problematik des § 617 ZPO, wonach Schiedsvereinbarungen zwischen Unternehmern und Verbrauchern „wirksam nur für bereits entstandene Streitigkeiten abgeschlossen werden“ können, bei ARGE, die nach hA (vgl oben Rz 54) nicht als Unternehmer gelten, vgl Harrer/Pira, RdW 2016, 454.

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