Der Vorstand steht als Leitungsorgan der Aktiengesellschaft mitten im Geschehen, und zwar sowohl im Unternehmen als auch gegenüber dem Markt und der Öffentlichkeit. Die öffentliche Wahrnehmung konzentriert sich in den letzten Jahren sehr, wohl zu sehr, auf die Vergütung und Bonusregelungen der Vorstandsmitglieder sowie auf deren Verantwortlichkeit. Vorstandsmitglieder sehen sich mit der Gefahr hoher Verwaltungsstrafen, strafrechtlicher Verantwortlichkeit und zivilrechtlicher Schadenersatzansprüche konfrontiert und beklagen die beinahe nicht mehr leistbaren Aufgaben und überzogenen Erwartungen der Öffentlichkeit. Dabei wird das Faszinierende und Anziehende des Vorstandsamts ausgeblendet und vernachlässigt, nämlich die Möglichkeit, in seinem Unternehmen, in seinem Wirkungsbereich zu gestalten, Visionen und Vorstellungen zu entwickeln, in die Realität umzusetzen, auf „den Boden“ zu bringen und in konkreten Handlungen und Ergebnissen zu verwirklichen. Die Aufgaben der Führung sind vielfältig. Sie reichen von der Vision, die keineswegs nur Fantasie ist, sondern realitätsbezogene, zahlenbasierte Entwicklung der eigenen Möglichkeiten mit der Überzeugung aus dem eigenen Unternehmen neue Ideen zu starten und zu probieren über den täglichen Umgang mit vielen völlig verschiedenen Menschen, Teams und Gruppen auf gleicher und auf nachgeordneter Ebene, die konkrete Problemlösung in unterschiedlichsten Situationen, bis zum Zurechtkommen in verschiedenen Kulturen und Märkten mit jeweils eigenem politischen und sozioökonomischen Hintergrund. Die Besonderheiten dieser Tätigkeiten, die Vielfalt und die tägliche Herausforderung heben das Vorstandsamt von vielen anderen Arbeiten heraus.
