Spruch:
Beiden Rekursen wird Folge gegeben. Der angefochtene Beschluß, der, soweit er den Befangenheitsanzeigen der Richter Dr.Hildegard E*****, Dr.Martin G*****, Mag.Walter H*****, Dr.Johann H*****, Dr.Andrea H*****, Dr.Werner H*****, Dr.Gerhard K*****, Mag.Julius L*****, Mag.Josef M*****, Dr.Ulrike N*****, Dr.Josef O*****, Mag.Werner A*****, Mag.Jürgen P*****, Dr.Rosemarie P*****, Mag.Werner R*****, Dr.Klaus R*****, Dr.Rudolf S*****, Dr.Anton S*****, Dr.Anton W***** stattgab, unbekämpft in Rechtskraft erwachsen ist, wird im übrigen dahin abgeändert, daß auch den Befangenheitsanzeigen der Richter Mag.Birgit A*****, Dr.Paul A*****, Mag.Gerlinde H*****, Mag.Bettina M*****, Mag.Susanne M***** und Dr.David P***** stattgegeben wird.
Der Antrag des Klägers auf Zuspruch von Rekurskosten wird abgewiesen.
Text
Begründung
Mit seiner ***** des Landesgerichtes W***** eingebrachten Klage begehrt der Kläger von den dort beklagten zwei Richtern des Bezirksgerichtes F***** und von weiteren sechs Richtern des Landesgerichtes W*****, dem zu 9.) beklagten Gerichtskommissär, einem zu 10.) beklagten Rechtsanwalt und den zu 11.) bis 13.) beklagten Sachverständigen ab sofort und in weiterer Zukunft Entscheidungen, Schätzungen bzw überhaupt Gerichtshandlungen im Exekutionsverfahren ***** des Bezirksgerichtes F***** zu unterlassen, keine Schätzgutachten anzufertigen und allen Beklagten zu verbieten die klägerischen Grundstücke zu betreten. Darüber hinaus begehrte der Kläger eine einstweilige Verfügung gegen die Beklagten mit dem Inhalt, daß ihnen verboten werde, die bisherigen bewilligten Exekutionsakte durchzusetzen. Darüberhinaus beantragt er die Feststellung, daß die von ihm zu ***** des Landesgerichtes I***** beklagten Richter als befangen anzusehen bzw ausgeschlossen seien, weiters beantragte er die Unterbrechung des Zwangsversteigerungsverfahrens und die Bewilligung der Verfahrenshilfe für die vorliegende Klage. Die Klage wird, soweit sie nachvollziehbar ist, mit im einzelnen angeführten Behauptungen über richterliche Fehlentscheidungen sowie mit behaupteten Menschenrechts- und sonstigen Gesetzesverletzungen begründet.
Auf die Klagsführung hin, haben sich neben dem zur Erledigung dieser Klage zuständigen Richter die anderen nicht beklagten Richter des Landesgerichtes W***** wegen freundschaftlicher und kollegialer Kontakte, teilweise nur wegen kollegialer Kontakte zu den beklagten Richtern für befangen erklärt.
Das Oberlandesgericht Linz gab über Vorlage des Aktes den Befangenheitsanzeigen von Dr.Hildegard E*****, Dr.Martin G*****, Mag.Walter H*****, Dr.Johann H*****, Dr.Andrea H*****, Dr.Werner H*****, Dr.Gerhard K*****, Mag.Julius L*****, Mag.Josef M*****, Dr.Ulrike N*****, Dr.Josef O*****, Mag.Werner O*****, Mag.Jürgen P*****, Dr.Rosemarie P*****, Mag.Werner R*****, Dr.Klaus R*****, Dr.Rudolf S*****, Dr.Anton S*****, Dr.Anton W***** statt, nicht jedoch den Befangenheitsanzeigen der Richter Mag.Birgit A*****, Dr.Paul A*****, Mag.Gerlinde H*****, Mag.Bettina M*****, Mag.Susanne M***** und Dr.David P*****. Es stellte fest, daß das Landesgericht W***** dementsprechend nicht an der Ausübung der Gerichtsbarkeit gehindert sei. Die Vorlage der Befangenheitsanzeigen der Richter des Landesgerichtes W***** durch seinen Präsidenten erfolge offenbar im Sinne des § 30 JN. Im vorliegenden Fall seien aber an den Befangenheitsmaßstab strengere Voraussetzungen als bei der Entscheidung in der Sache selbst zu stellen. Bestünden zwischen Richtern eines Gerichtes die üblichen kollegialen Beziehungen, die sich aus dem Du-Wort oder aus den sonstigen gemeinsamen Teilnahmen an privaten Veranstaltungen ergeben, könne noch nicht von einem freundschaftlichen Verhältnis dieser Richter zueinander ausgegangen werden. Das Bestehen von kollegialen Beziehungen zueinander rechtfertige noch nicht die Annahme der Befangenheit. Soweit einzelne Richter des Landesgerichtes W***** nur kollegiale Beziehungen als Befangenheitsgrund angegeben hätten, sei ihren Anzeigen daher nicht stattzugeben gewesen. Diese Richter könnten einen Ablehnungssenat bilden, sodaß das Landesgerichtes W***** gemäß § 20 JN an der Ausübung seiner Gerichtsbarkeit nicht gehindert sei.
Die von den Richtern Mag.Birgit A*****, Dr.Paul A*****, Mag.Gerlinde H*****, Mag.Bettina M*****, Mag.Susanne M***** und Dr.David P***** sowie dem Kläger erhobenen Rekurse gegen diese Entscheidung sind berechtigt.
Rechtliche Beurteilung
Ein Richter ist als befangen anzusehen, wenn Umstände vorliegen, die es nach objektiver Prüfung und Beurteilung rechtfertigen, seine Unbefangenheit in Zweifel zu ziehen. Dabei genügt schon die Besorgnis, daß bei der Entscheidung dieses Richters andere als allein sachliche Motive eine Rolle spielen könnten (vgl Mayr in Rechberger § 19 JN Rz 4). Der Vorinstanz ist zuzugestehen, daß die vorliegende Klage voraussichtlich kein längeres Verfahren erfordern wird, dennoch entspricht es Lehre und Rechtsprechung, daß bei Prüfung der Befangenheit von Richtern ein strenger Maßstab anzulegen ist und bereits ein Anschein der Voreingenommenheit die Stattgebung der Befangenheitsanzeige rechtfertigt. Den Entscheidungen, wonach eine Bekanntschaft auf bloß kollegialer Basis noch keine Befangenheitsbedenken rechtfertige, lagen stets Erklärungen von Richtern bzw Laienrichtern zu Grunde, in denen sich diese für nicht befangen erachteten (vgl 7 Ob 24/98 mwN). Begründen jedoch Richter ihre Befangenheitserklärung mit dem kollegialen Verhältnis zum beklagten Kollegen, so stellt sich die Sachlage anders dar, weil im allgemeinen ein Befangenheitsgrund anzunehmen ist, wenn ein Richter selbst seine Befangenheit anzeigt (vgl 1 N 556/92 und 1 N 519/94). Lediglich eine überhaupt nicht begründete Befangenheitserklärung eines Richters wäre untauglich. Begründen jedoch die sich für befangen erklärenden Richter eines Gerichtshofes ihre entsprechenden Anzeigen teils mit einem freundschaftlichen-kollegialen bzw nur einem kollegialen Bekanntschaftsverhältnis, so ist den dadurch zum Ausdruck gebrachten Bedenken Rechnung zu tragen. Die von der Vorinstanz vorgenommene Unterscheidung ist daher bei einer Befangenheitsanzeige der vorliegenden Art nicht nachvollziehbar, weil eine Unterscheidung zwischen einer nur kollegialen und einer freundschaftlich-kollegialen Beziehung letzten Endes des entsprechenden Sachverhaltssubstrates entbehrt. Es war daher die Befangenheit aller weiteren Richter des Landesgerichtes W***** festzustellen.
Da eine Kostenersatzverpflichtung im Befangenheitsverfahren nicht vorgesehen ist, war der Kostenersatzanspruch der klagenden Partei abzuweisen.
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