Spruch:
Die Revision wird zurückgewiesen.
Die Klägerin ist schuldig, der Beklagten die mit S 19.069,20 bestimmten Kosten des Revisionsverfahrens (davon S 3.178,20 Umsatzsteuer) binnen 14 Tagen bei Exekution zu ersetzen.
Text
Begründung
Beide Vorinstanzen wiesen das Klagebegehren, die Beklagte (nunmehr auch Rechtsnachfolgerin der früheren Erstbeklagten) zur Unterlassung des Anbietens, Ankündigens und Gewährens (näher umschriebener) unentgeltlicher Zugaben zu verpflichten ab, weil das Rechtschutzbedürfnis weggefallen sei. Die B***
Z***-, V***- UND V*** mbH haben gegen die Beklagte einen inhaltsgleichen Exekutionstitel erwirkt. Mit dieser Gesellschaft stehe aber die Klägerin in einer solchen tatsächlichen und rechtlichen Verbindung, daß nach der Lebenserfahrung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen sei, ihre schutzwürdigen Interessen würden durch den dieser Gesellschaft zur Verfügung stehenden rechtskräftigen Exekutionstitel gewahrt. Dazu haben die Vorinstanzen festgestellt, daß die K*** Z*** UND D*** AG und die Klägerin zu je 50 % an der M*** Z***- UND Z*** Gesellschaft mbH
beteiligt sind. Diese ist Komplementärin der M***
Z***- UND Z*** Gesellschaft mbH & Co KG;
Kommanditisten sind die K*** Z*** UND D*** AG zu
30 % und die Klägerin zu 70 %. Die B***
Z***-, V***- UND V*** mbH ist eine 100 %-ige
Tochter der M*** Z***- UND Z***
Gesellschaft mbH & Co KG. Diese Kommanditgesellschaft ist einzige
Kommanditistin der M*** Z*** V***
mbH & Co KG, während die M*** Z***- UND
Z*** Gesellschaft mbH 98 % des Stammkapitals der Komplementärgesellschaft hält.
Geschäftsführer der Klägerin sind Dkfm. Peter M*** und Bernd N***. Diese sind auch Geschäftsführer der M*** Z***- UND Z*** Gesellschaft mbH & Co KG, und zwar gemeinsam mit Mag. Michael G***, dem Vorstandsdirektor der K***
Z*** UND D*** AG. Geschäftsführer des B***
Z***-, V***- UND V*** mbH ist Dkfm. Rudolf
H***, welcher gleichzeitig Prokurist der K*** Z*** UND
D*** AG ist.
Das Berufungsgericht war der Ansicht, daß schon dann, wenn eine Gesellschaft mbH & Co KG mit denselben Gesellschaftern und dem gleichen Beteiligungsverhältnis wie bei der Gesellschaft mbH gebildet werde, das Unternehmen nur dann gedeihlich geführt werden könne, wenn eine einheitliche Willensbildung in beiden Gesellschaften (Kommandit- und Komplementärgesellschaft) gewährleistet und dafür im Gesellschaftsvertrag Vorsorge getroffen ist; das müsse umso mehr bei unterschiedlichen Beteiligungsverhältnissen gelten. Daß diese einheitliche Willensbildung bei der M*** Z***- UND Z***
Gesellschaft mbH & Co KG trotz der unterschiedlichen Beteiligungen gewährleistet ist, ergebe sich schon aus der Tatsache, daß sowohl die K*** Z*** UND D*** AG als auch die Klägerin
ihre leitenden Angestellten als Geschäftsführer in diese Tochtergesellschaft entsandt hätten. Auch aus den zum gegenständlichen Wettbewerbsverstoß eingebrachten Klagen ergebe sich das völlig gleichlaufende Interesse der K*** Z*** UND D*** AG und der Klägerin an der Bekämpfung von Wettbewerbsverstößen der Beklagten. Aus dem gleichen Beteiligungsverhältnis an der M*** Z***- UND
Z*** Gesellschaft mbH & Co KG folge, daß die K***
Z*** UND D*** AG und die Klägerin gemeinsam den Geschäftsführern der Komplementärgesellschaft der M*** Z***- UND Z*** GesmbH & Co KG die Weisung erteilt
haben müßten, ihrer 100 %-igen Tochtergesellschaft, der B*** Z***-, V***- und V*** mbH,
die Klageführung aufzutragen. Hätten aber die beiden Zeitungsverlage die Klageführung schon auf Grund der gesellschaftsrechtlichen Gegebenheiten zwingend gemeinsam anordnen oder zumindest genehmigen müssen, dann könnten sie sich nunmehr nicht darauf berufen, daß sie wegen der Förmlichkeit des Gesellschaftsrechtes durch den erworbenen Exekutionstitel nicht ausreichend geschützt seien.
Das Berufungsgericht hat gemäß § 500 Abs 2 Z 3 ZPO die Zulässigkeit der Revision ausgesprochen, weil eine Rechtsprechung des Obersten Gerichtshofes zu der Frage, wie die tatsächlichen und rechtlichen Bindungen zwischen mehreren Klägern beschaffen sein müßten, um bei Vorliegen eines Exeutionstitels zugunsten eines Klägers das Rechtschutzbedürfnis zur Erwirkung weiterer Exekutionstitel auszuschließen, fehle.
Rechtliche Beurteilung
Die Revision ist unzulässig.
Wie der Oberste Gerichtshof bereits wiederholt ausgesprochen hat, braucht der nach § 14 UWG Klageberechtigte in der Regel nicht abzuwarten, ob ein anderer Berechtigter mit einer auf Grund desselben Sachverhaltes erhobenen Unterlassungsklage zum Ziel kommt.
Sein Rechtsschutzbedürfnis fällt auch nicht allein dadurch weg, daß
andere Mitbewerber oder Verbände bereits einen Exekutionstitel auf
Unterlassung der in Rede stehenden Wettbewerbshandlung erwirkt
haben; es könnte vielmehr nur dann verneint werden, wenn im
Einzelfall zwischen verschiedenen Klageberechtigten solche
tatsächlichen und/oder rechtlichen Bindungen bestehen, daß nach der
Lebenserfahrung mit einer an Sicherheit grenzenden
Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, das schutzwürdige Interesse eines
Klageberechtigten werde durch eine andere natürliche oder
juristische Person, die schon über einen entsprechenden
Unterlassungstitel verfügt, vollwertig gewahrt (SZ 59/25 = ÖBl 1986,
102; SZ 61/41 = ÖBl 1989, 14; ÖBl 1990, 18 = MR 1989, 219 [Korn],
ÖBl 1990, 119 = WBl 1990, 243 = MR 1990, 103; ÖBl 1990/151; 4 Ob
89/90).
Ob zwischen den jeweils Klageberechtigten solche tatsächlichen und/oder rechtlichen Bindungen bestehen, entscheiden immer die Umstände des Einzelfalls. Auf die rechtlichen Bindungen allein - insbesondere auf die Mehrheitsverhältnisse in den verflochtenen Gesellschaften und die sich daraus ergebende rechtliche Möglichkeit, auf jene Gesellschaft, die bereits über einen Exekutionstitel verfügt, auch gesellschaftsrechtlich Einfluß zu nehmen - kommt es nicht an; schon die Verflechtung mehrerer Unternehmen in einem Konzern und die Tatsache, daß solche Unternehmen - hier: die Klägerin und die B***
Z***-, V***- UND V*** mbH - schon bisher
gemeinsam vorgegangen sind, kann nach der Lebenserfahrung den Schluß zulassen, daß die zweitgenannte Gesellschaft tatsächlich auch das Interesse der Klägerin vollwertig wahren werde. Das haben die Vorinstanzen nicht allein aus den rechtlichen Bindungen, sondern auch aus der bisherigen gemeinsamen Vorgangsweise erschlossen. Der (auch tatsächliche Elemente enthaltenden) Beurteilung dieser Frage kommt daher keine erhebliche, über den Einzelfall hinausgehende Bedeutung iS des § 502 Abs 1 ZPO zu.
Da die Beklagte zur Unzulässigkeit der Revision (sogar ausführlich) Stellung genommen hat, gebührt ihr der Ersatz der Kosten der Revisionsbeantwortung (§§ 41, 50 ZPO).
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