OGH 12Os148/07t

OGH12Os148/07t29.11.2007

Der Oberste Gerichtshof hat am 29. November 2007 durch den Senatspräsidenten des Obersten Gerichtshofes Dr. Mayrhofer als Vorsitzenden sowie durch die Hofräte des Obersten Gerichtshofes Hon.-Prof. Dr. Schroll und Dr. Schwab als weitere Richter in Gegenwart des Richteramtsanwärters Mag. Wiaderek als Schriftführer, in der Strafsache gegen Mag. Christoph Z***** und andere Angeklagte wegen des Verbrechens des gewerbsmäßigen schweren Betruges nach §§ 146, 147 Abs 1 Z 1, Abs 3, 148 zweiter Fall StGB sowie weiterer strafbarer Handlungen, AZ 26 Hv 102/06p des Landesgerichtes Innsbruck, über die Grundrechtsbeschwerde des Angeklagten Dr. Markus Z***** gegen den Beschluss des Oberlandesgerichtes Innsbruck vom 16. Oktober 2007, AZ 6 Bs 473/07w (GZ 26 Hv 102/06p-661 des Landesgerichtes Innsbruck), nach Anhörung der Generalprokurator in nichtöffentlicher Sitzung zu Recht erkannt:

 

Spruch:

Dr. Markus Z***** wurde im Grundrecht auf persönliche Freiheit nicht verletzt.

Die Grundrechtsbeschwerde wird abgewiesen.

Text

Gründe:

Mit (bisher nicht rechtskräftigem) Urteil des Landesgerichtes Innsbruck als Schöffengericht vom 21. März 2007, GZ 26 Hv 102/06p-620, wurde Dr. Markus Z***** des teils als Beitragstäter nach § 12 dritter Fall StGB begangenen Verbrechens des schweren Betruges nach §§ 146, 147 Abs 3 (A II und A IV), des Verbrechens der Untreue nach § 153 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB (C II), des Vergehens der falschen Beweisaussage vor Gericht nach § 288 Abs 1 StGB (F) und des Vergehens der Fälschung eines Beweismittels nach § 293 Abs 1 StGB (G 2) schuldig erkannt.

Danach wird dem Beschwerdeführer und Mitangeklagten - soweit für diese Entscheidung von Bedeutung - vorgeworfen, dass sie (A) mit dem Vorsatz, durch das Verhalten der Getäuschten sich, die ihnen zugeordneten Gesellschaften oder einen Dritten unrechtmäßig zu bereichern, andere durch Täuschung über Tatsachen zu Handlungen, Duldungen oder Unterlassungen verleiteten, welche diese oder andere in einem 50.000 Euro übersteigenden Betrag am Vermögen schädigten, nämlich

(A I) Mag. Christoph Z*****

(A I 2) zwischen September 2003 und 9. Jänner 2004 in Wörgl und an anderen Orten Verantwortliche der S***** (im Folgenden kurz „S*****") durch die unwahre Behauptung, von den Mitgliedern der Miteigentümergemeinschaft (im Folgenden kurz „MEG") F***** auch im Innenverhältnis mit der Kreditaufnahme beauftragt worden zu sein, dass weiters hinsichtlich eines im ersten Rang bereits eingetragenen grundbücherlichen Pfandrechts der B***** AG in Wien (sogenannte „Ä*****" im Folgen kurz „W*****") eine Löschungsquittung schon vorliege, dieses Pfandrecht gelöscht werde und die S***** als Sicherstellung für ihre Kreditforderung eine Höchstbetragshypothek im ersten Rang erhalte, weiters durch Verschweigen des Umstandes, dass der von ihm vorgeschlagene Treuhänder Dr. Markus Z***** den Treuhandauftrag mangels Löschungsquittung der W***** nicht werde erfüllen können, zur Gewährung eines Kredites über 1,845.640 Euro an die MEG F***** und Auszahlung der Kreditvaluta an den Treuhänder Dr. Markus Z***** mit einem Schaden von jedenfalls 1,806.432 Euro (Kreditvaluta), wobei er zur Täuschung auch eine falsche Urkunde, nämlich ein gefälschtes Miteigentümerversammlungsprotokoll vom 3. Oktober 2003, benutzte;

(A I 3) zwischen September 2003 und 8. Jänner 2004 in Wörgl und an anderen Orten Verantwortliche der S***** durch die unwahre Behauptung, von den Mitgliedern der MEG S***** auch im Innenverhältnis mit der Kreditaufnahme beauftragt worden zu sein, weiters dass die S***** als Sicherstellung für ihre Kreditforderung eine Höchstbetragshypothek im ersten Rang erhalte, ferner durch Verschweigen des Umstandes, dass bereits bei der W***** ein weiterer Kredit aufgenommen und mit dieser Bank ebenfalls die Eintragung eines Höchstbetragspfandrechtes im ersten Rang vereinbart worden war, dass der von ihm vorgeschlagene Treuhänder Dr. Markus Z***** diesbezüglich einen identen, noch nicht erfüllten und vorerst nicht erfüllbaren Treuhandauftrag der W***** übernommen hatte, zur Gewährung eines Kredites über 920.000 Euro an die MEG S***** und Auszahlung der Kreditvaluta an den Treuhänder Dr. Markus Z***** mit einem Schaden von jedenfalls 895.071,10 Euro (Kreditvaluta), wobei er zur Täuschung auch eine falsche Urkunde, nämlich ein gefälschtes Miteigentümerversammlungsprotokoll vom 3. Oktober 2003, benutzte; (A I 5) Ende April - Anfang Mai 2004 in Salzburg und an anderen Orten Verantwortliche der H***** AG zur Gewährung eines Kredites über 900.000 Euro, angeblich für Zwecke der MEG S*****, sowie zur Auszahlung der Kreditvaluta teils an den „Treuhänder" Dr. Markus Z*****, teils direkt zur Befreiung von Werklohnansprüchen an beauftragte Unternehmer, wobei er wahrheitswidrig auch als Bevollmächtigter der angeblichen (Noch-)Miteigentümerin Dr. Daniela K***** auftrat und verschwieg, dass diese infolge einer Vertragsaufhebungsvereinbarung sämtliche Vollmachten bereits widerrufen hatte, weiters dass die vereinbarte Einverleibung einer Höchstbetragshypothek über 900.000 Euro im ersten Grundbuchsrang nicht möglich sein werde, zumal er bereits im Jahre 2002 namens der MEG S***** einen Kredit über 760.000 Euro bei der W***** aufgenommen hatte und mit dieser Bank die Einverleibung eines Höchstbetragspfandrechtes über 910.000 Euro im ersten Grundbuchsrang vereinbart worden war, wobei er zur Täuschung eine falsche Urkunde, nämlich einen Aktenvermerk mit der gefälschten Unterschrift der Miteigentümerin Dr. Daniela K***** und Mag. Charlotte B*****, benutzte, worin diese angeblich ihre Zustimmung zur Kreditaufnahme bekundeten, wodurch ein Schaden von zumindest 900.000 Euro (Kreditvaluta) entstand;

(A I 11) im Dezember 2002 in Salzburg und an anderen Orten Verantwortliche der W***** zur Gewährung eines Kredites in Höhe von 710.000 Euro an die MEG S***** und Auszahlung der Kreditvaluta an den Treuhänder Dr. Markus Z*****, indem er die Einräumung einer Höchstbetragshypothek über 850.000 Euro im ersten Rang zusicherte, hiebei aber verschwieg, dass die bereits im ersten Rang eingetragene Höchstbetragshypothek der S***** AG nicht löschungsfähig war, weiters durch die unwahre Behauptung, auch Dr. Otmar W***** sei Miteigentümer und werde für den Kredit anteilsmäßig haften, und durch Verschweigen, dass die Kreditvaluta gar nicht für Zwecke der MEG S***** Verwendung finden sollte, wobei er zur Täuschung auch eine gefälschte Urkunde, nämlich ein gefälschtes Protokoll über die konstituierende Miteigentümerversammlung vom 23. Dezember 2002, benützte, wodurch ein Schaden von jedenfalls 700.000 Euro (Kreditvaluta) entstand; (A I 12) im Jänner 2004 in Wörgl und an anderen Orten Verantwortliche der S***** durch das Verschweigen des Umstandes, dass die C***** GmbH bereits im Sommer 2003 einen Kredit über 513.340 Euro im Zusammenhang mit dem „Objekt Z***** in Salzburg" bei der W***** aufgenommen und der Bank die Einverleibung einer Höchstbetragshypothek von 650.000 Euro im ersten Grundbuchsrang zugesagt hatte sowie dass der Treuhänder Dr. Markus Z***** einen diesbezüglich identen Treuhandauftrag bereits zugunsten der W***** übernommen und noch gar nicht erfüllt hatte, zur Gewährung eines weiteren Darlehens für dieses Projekt in Höhe von 460.000 Euro gegen Einverleibung einer Höchstbetragshypothek in Höhe von 598.000 Euro gleichfalls im ersten Grundbuchsrang sowie zur Auszahlung der Kreditvaluta von 460.000 Euro an den Treuhänder Dr. Markus Z*****;

(A II) Dr. Markus Z*****

(A II 1) am 17. September 2004 in Innsbruck und an anderen Orten durch die wahrheitswidrigen Behauptungen, er sei gar nicht in „strafrechtlich relevante Vorgänge verwickelt" und werde binnen 14 Tagen seine Tätigkeit als Anwalt wieder aufnehmen, mit der Darlehenssumme könnten „seine Probleme gänzlich gelöst" werden und er sei in der Lage, das Darlehen bis längstens 15. Juni 2005 verzinst zurückzuführen, sowie durch das Verschweigen des Umstandes, dass er sein gesamtes Vermögen bereits mit schriftlicher Erklärung vom 14. September 2004 an Dr. Michael L***** verpfändet und seine Anteile an der L***** Rechtsanwälte GmbH unentgeltlich an seinen einstigen Kanzleipartner abgetreten hatte, somit durch das Verschweigen seiner gänzlichen Vermögenslosigkeit, und durch Täuschung über die Werthaltigkeit einer Bürgen- und Zahlerhaftung Erich Z*****s Peter G***** zur Gewährung eines Darlehens von 120.000 Euro; (A II 2) als Beitragstäter (§ 12 dritter Fall StGB) (A II 2a) zur oben bei A I 2 beschriebenen Tat des Mag. Christoph Z***** beigetragen, indem er den Treuhandauftrag der S***** annahm, hiebei aber verschwieg, dass er diesen Auftrag weder erfüllen könne noch wolle, weil mangels einer Löschungsquittung der W***** eine Eintragung der zugesagten Höchstbetragshypothek im ersten Rang in absehbarer Zeit nicht möglich gewesen sei, er den Treuhanderlag aber ohnedies auch ohne Vorliegen der Treuhandbedingung an Mag. Christoph Z***** und Erich Z***** auszahlen werde;

(A II 2b) zur oben bei A I 3 beschriebenen Tat des Mag. Christoph Z***** beigetragen, indem er den Treuhandauftrag der S***** annahm, hiebei aber verschwieg, dass er einen diesbezüglich identen Treuhandauftrag bereits gegenüber der W***** angenommen und diesen noch nicht erfüllt hatte, wobei auch die W***** über ein im ersten Rang einzutragendes Höchstbetragspfandrecht verfügte, und er den Treuhanderlag ohnedies auch ohne Vorliegen der Treuhandbedingung an Mag. Christoph Z***** zur weiteren Verwendung auszahlen werde; (A II 2c) zur oben bei A I 5 beschriebenen Tat des Mag. Christoph Z***** beigetragen, indem er anlässlich der Übernahme des Treuhandauftrags den Verantwortlichen der H***** AG gegenüber verschwieg, den Treuhandauftrag, insbesondere die Einverleibung der Höchstbetragshypothek über 900.000 Euro im ersten Grundbuchsrang, nicht erfüllen zu können, zumal er bereits im Jahre 2002 einen identen Treuhandauftrag gegenüber der W***** übernommen und auch für diese eine Höchstbetragshypothek über 910.000 Euro im ersten Grundbuchsrang noch einzutragen hatte, weiters durch Verschweigen des Umstandes, dass er den Treuhanderlag ohnedies ohne Vorliegen der Treuhandbedingungen an Mag. Christoph Z***** ausfolgen werde und Dr. Daniela K***** ihm gegenüber die erteilte Vollmacht bereits widerrufen hatte;

(A II 2d) zur oben bei A I 11 beschriebenen Tat des Mag. Christoph Z***** beigetragen, indem er anlässlich der Übernahme des Treuhandauftrags den Verantwortlichen der W***** gegenüber verschwieg, den Treuhandauftrag nicht erfüllen zu können, weil die bereits im ersten Rang eingetragene Höchstbetragshypothek der S***** AG nicht löschungsfähig war und er den Treuhanderlag ohnedies auch ohne Vorliegen der Treuhandbedingungen auszahlen werde; (A II 2e) zur oben bei A I 12 beschriebenen Tat des Mag. Christoph Z***** beigetragen, indem er den Treuhandauftrag der S***** annahm, hiebei aber verschwieg, dass er einen diesbezüglich identen Treuhandauftrag bereits gegenüber der W***** angenommen und diesen noch nicht erfüllt hatte, wobei auch die W***** über ein im ersten Rang einzutragendes Höchstbetragspfandrecht verfügte, und er den Treuhanderlag ohnedies auch ohne Vorliegen der Treuhandbedingungen an Mag. Christoph Z***** zur weiteren Verwendung auszahlen werde; (A IV) Mag. Christoph Z***** und Dr. Markus Z***** im bewussten und gewollten Zusammenwirken als Mittäter am 17. September 2004 in Innsbruck und an anderen Orten Othmar S***** zur Gewährung eines Darlehens von 200.000 Euro an sie, wobei sie ihre Schuldenlast und völlige Vermögenslosigkeit - insbesondere infolge der nur wenige Tage zuvor zwecks Schadensgutmachung unentgeltlich geschehenen Vermögensabtretungen und -verpfändungen an Dr. Michael L***** - verschwiegen, wodurch ein Schaden von 200.000 Euro entstand; (C) eine durch Rechtsgeschäft eingeräumte Befugnis, über fremdes Vermögen zu verfügen oder einen anderen zu verpflichten, wissentlich missbrauchten und dadurch anderen Personen einen insgesamt 50.000 Euro übersteigenden Vermögensnachteil zufügten, nämlich (C II) Dr. Markus Z*****

(C II 1) zwischen 3. Oktober 2001 und 30. Dezember 2002 in Salzburg, indem er den vom Käufer Armin P***** für den Ankauf der Wohnungen Top 8, 9 und 10 am Objekt S***** treuhändig auf seinem Anderkonto erlegten Kaufpreis von insgesamt 1,162.765,35 Euro an Mag. Christoph Z***** bzw die von ihm geführte C***** GmbH teils in bar, teils durch Überweisung ausfolgte, bevor eine Lastenfreistellung des Kaufobjektes erfolgt oder sichergestellt worden war, sowie zwischen 27. März und 30. Juni 2002 eine ihm von der Bank zugunsten des Investors Armin P***** ausgestellte und überlassene Bankgarantie über 581.382,67 Euro ungenützt verfallen ließ, wodurch ein Schaden jedenfalls in Höhe des an Mag. Christoph Z***** ausbezahlten Kaufpreises von 1,162.765,35 Euro entstand;

(C II 2) am 1. März 2002 in Innsbruck und an anderen Orten als Treuhänder durch zweckfremde und vor Erfüllung der Treuhandauflagen erfolgte Überweisung folgender Beträge aus einem Treuhanderlag von der W*****, nämlich des der MEG F***** zur Konto-Nr ***** gewährten Fremdwährungskredites, und zwar

(C II 2a) 17,184.075,92 S (1,248.815,50 Euro) auf das Konto Nr ***** bei der O***** AG in Salzburg, zuzuordnen der Z***** GmbH, wodurch ein Schaden von jedenfalls 17,184.075,92 S (1,248.815,50 Euro) entstand;

(C II 2b) 8,000.000 S (581.382,68 Euro) auf ein Konto Nr ***** bei der O*****, lautend auf Eva-Sabine Z*****, geschiedene Ehefrau des Erstangeklagten, zwecks Tilgung eines zur Finanzierung eines Liegenschaftserwerbes in Seeham/Salzburg aufgenommenen Kredites, wodurch ein Schaden von jedenfalls 8,000.000 S (581.382,68 Euro) entstand;

(C II 3) zwischen 20. August 2002 und Ende 2002 in Salzburg, indem er den von der Käuferin Irina W***** für den Ankauf der Wohnung Top 6 am Objekt S***** treuhändig auf seinem Anderkonto erlegten Kaufpreis von insgesamt 207.150 Euro an Mag. Christoph Z***** bzw die von ihm geführte C***** GmbH teils in bar, teils durch Überweisung ausfolgte, bevor eine Lastenfreistellung des Kaufobjektes erfolgt oder sichergestellt worden war, wodurch ein Schaden jedenfalls in Höhe des ausbezahlten Kaufpreises von 207.150 Euro entstand; (C II 4) zwischen 27. bzw 28. August 2002 und Ende 2002 in Salzburg, indem er den von den Käuferinnen Verena N***** und Dr. Patrizia G***** für den Ankauf der Wohnung Top 5 am Objekt S***** treuhändig auf seinem Anderkonto erlegten Kaufpreis von insgesamt 181.700 Euro an Mag. Christoph Z***** bzw die von ihm geführte C***** GmbH teils in bar, teils durch Überweisung ausfolgte, bevor eine Lastenfreistellung des Kaufobjektes erfolgt oder sichergestellt worden war, wodurch ein Schaden jedenfalls in Höhe des ausbezahlten Kaufpreises von 181.700 Euro entstand;

(C II 5) am 31. Dezember 2002 in Innsbruck und an anderen Orten in der Kreditsache der MEG S*****, indem er von der auf sein Treuhandkonto von der W***** treuhändig erlegten Kreditvaluta von 750.000 Euro zumindest einen Betrag von 730.000 Euro bar behob und an Mag. Christoph Z***** als Geschäftsführer der C***** GmbH ausfolgte, bevor die auferlegten Treuhandbedingungen, nämlich insbesondere die Einverleibung des Eigentumsrechtes der Miteigentümer der MEG S***** sowie des vereinbarten Höchstbetragspfandrechtes der W***** über 910.000 Euro im ersten Grundbuchsrang überhaupt vorlagen oder auch nur sichergestellt waren, sowie innerhalb der im Treuhandauftrag gesetzten Frist weder die Einverleibung des Eigentumsrechtes der Mitglieder der MEG S***** noch jene der Höchstbetragshypothek im Grundbuch veranlasste, wodurch ein Schaden jedenfalls von 730.000 Euro entstand;

(C II 6) im Oktober 2003 in Innsbruck und an anderen Orten die gegenüber der S***** im Zusammenhang mit einer Kreditgewährung an die Z***** OEG übernommene Treuhandverpflichtung vom 21. Oktober 2003, den zugezählten Kreditbetrag von 225.000 Euro nur für Zwecke der grundbücherlichen Durchführung des Liegenschaftskaufes betreffend zwei Wohnungseigentumsobjekte in Innsbruck, J*****, zu halten sowie damit zusammenhängend die Eintragung einer Höchstbetragshypothek im ersten Range zu erwirken, indem er ohne Vorliegen der Treuhandbedingungen vom Treuhandkonto aus

(C II 6a) am 24. Oktober 2003 einen Betrag von 119.822,29 Euro auf ein Konto der Z***** OEG überwies und

(C II 6b) am 27. Oktober 2003 restliche 105.177,71 Euro bar behob und dem Erstangeklagten übergab;

(C II 7) im Zusammenhang mit der zu A I 3 und A II 2b beschriebenen Tat am 22. Dezember 2003 in Wörgl und an anderen Orten als bereits im Dezember 2001 berufener Treuhänder auch der W***** (im Zusammenhang mit der Kreditgewährung an die MEG S*****), wobei er den bezughabenden Treuhandauftrag, nämlich Einverleibung eines Höchstbetragspfandrechtes zugunsten der W***** im ersten Rang, noch nicht erfüllt hatte, durch Übernahme einer weiteren Treuhandschaft auch für die S***** und Eingehen einer Verpflichtung, nämlich auch deren Höchstbetragspfandrecht im ersten Rang einverleiben zu lassen, sowie durch Beantragung der Intabulierung des Höchstbetragspfandrechtes der S***** im ersten Rang, welche tatsächlich am 17. September 2004 durchgeführt wurde, sodass das Höchstbetragspfandrecht der W***** nicht mehr erstrangig einverleibt werden konnte, wodurch ein Schaden jedenfalls in Höhe der ausbezahlten Kreditvaluta von 1,061.515,74 Euro entstand; (C II 8) im Mai und Juli 2004 in Innsbruck unter Verletzung der Treuhandbedingungen durch Behebung nachstehender Treuhandbeträge (Kaufpreise) zum Nachteil ungenannt gebliebener Klienten der Rechtsanwaltskanzlei vom Treuhand- bzw Anderkonto der L*****Rechtsanwälte GmbH und Ausfolgung der Gelder an den Erst- und Drittangeklagten, nämlich

(C II 8a) am 24. Mai 2004 518.670 Euro,

(C II 8b) am 5. Juli 2004 150.000 Euro;

(C II 9) im Sommer 2003 in Innsbruck und an anderen Orten im Zusammenhang mit der Abwicklung der Kreditsache „Objekt Z*****" unter Verletzung des Treuhandauftrages der W***** durch Überlassung des Treuhanderlages von 513.340 Euro an Mag. Christoph Z***** bzw die C***** GmbH, bevor die vereinbarte Eintragung der Höchstbetragshypothek im ersten Grundbuchrang überhaupt veranlasst oder auch nur sichergestellt worden war, wodurch ein Schaden von 513.340 Euro entstand;

(F) Dr. Markus Z***** am 8. Februar 2006 in Innsbruck in der

Strafsache gegen Dr. Michael L***** wegen § 153 Abs 1 und Abs 2

zweiter Fall StGB, AZ 31 Ur 335/05t des Landesgerichtes Innsbruck,

bei seiner förmlichen Vernehmung zur Sache vor dem

Untersuchungsrichter falsch aussagte, indem er wahrheitswidrig angab,

(F 1) „... bei dem Gespräch hinsichtlich der Übernahme der

Eigentumsanteile und der Treuhandvereinbarung hat Dr. L***** gemeint,

dass das so in Ordnung gehe und war damit einverstanden ...";

(F 2) „... diesen Passus (gemeint: dass weder eine schriftliche noch

eine mündliche Vereinbarung zwischen Dr. Michael L***** und Mag. Christoph Z***** bestünde) muss ich damals übersehen haben. Ich wollte lediglich bestätigen, dass keine schriftliche Treuhandvereinbarung besteht. Eine mündliche hat es sehr wohl gegeben

...";

(G)

(G 2) Dr. Markus Z***** im Sommer 2005 in Innsbruck und an anderen Orten ein falsches Beweismittel herstellte, wobei er mit dem Vorsatz handelte, dass es in einem gerichtlichen Verfahren, nämlich in der Strafsache gegen Dr. Michael L***** wegen § 153 Abs 1 und Abs 2 zweiter Fall StGB, AZ 31 Ur 335/05t des Landesgerichtes Innsbruck, gebraucht werde, indem er eine mit 26. Juli 2005 datierte „eidesstättige Erklärung" verfasste und unterfertigte, worin er inhaltlich unrichtig bestätigte, dass - sinngemäß zusammengefasst - zwischen Dr. Michael L***** und Dr. Markus Z***** einerseits und Mag. Christoph Z***** andererseits mündlich vereinbart worden sei, dass erstere als Treuhänder für Mag. Christoph Z***** auftreten und dessen Liegenschaftsanteil an der K*****, Innsbruck, im Eigentum und Besitz des Mag. Christoph Z***** verbleibe.

Dr. Markus Z***** wurde hiefür unter Anwendung des § 28 StGB nach dem § 147 Abs 3 StGB (unter Anrechnung der Vorhaft vom 22. November 2004,

9.30 Uhr bis 23. November 2004, 18.15 Uhr und vom 29. Mai 2006, 8.00 Uhr bis 21. März 2007, 14.30 Uhr, gemäß § 38 StGB) zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt.

Über die vom Angeklagten Dr. Markus Z***** erhobene Nichtigkeitsbeschwerde und über seine Berufung wurde bislang noch nicht entschieden.

Mit Beschluss des Vorsitzenden des Schöffengerichtes vom 28. September 2007, GZ 26 Hv 102/06p-654, wurde die Untersuchungshaft aus dem Haftgrund der Tatbegehungsgefahr nach § 180 Abs 2 Z 3 lit a und b StPO fortgesetzt.

Mit dem angefochtenen Beschluss gab das Oberlandesgericht Innsbruck der Beschwerde des Angeklagten gegen den Fortsetzungsbeschluss vom 28. September 2007 keine Folge und setzte die Untersuchungshaft aus dem bereits vom Erstgericht angenommenen Haftgrund fort.

Rechtliche Beurteilung

Der dagegen erhobenen Grundrechtsbeschwerde kommt keine Berechtigung zu.

Die Beschwerde moniert eine unzureichende Würdigung der gegen den Haftgrund der Tatbegehungsgefahr sprechenden Umstände im angefochtenen Beschluss. Demgegenüber erachtete das Oberlandesgericht Innsbruck in Anbetracht der wiederholten, einer besonders schwerwiegenden Wirtschaftskriminalität zuzuordnenden deliktischen Angriffe über einen langen Zeitraum, des besonders hohen Schadens und aufgrund der teilweisen Tatbegehung während eines anhängigen Strafverfahrens, insbesondere auch nach kurzfristiger Untersuchungshaft, den vom Erstgericht angenommenen Haftgrund der Tatbegehungsgefahr zwar nach 16-monatiger Untersuchungshaft und durch Änderung der (familiären wie beruflichen - vgl BS 3 und BS 5 iVm BS 6) Verhältnisse in seiner Intensität gemindert, aber dennoch aktuell bestehend und auch durch Anwendung gelinderer Mittel nicht abwendbar (BS 6).

Indem die Grundrechtsbeschwerde lediglich den im angefochtenen Beschluss angesprochenen Umständen eine für den Angeklagten günstigere Bedeutung zumisst, vermag sie eine willkürliche Annahme des Haftgrundes nicht darzutun.

Zur in der Grundrechtsbeschwerde kritisierten Verhältnismäßigkeit der Untersuchungshaft bezog sich das Beschwerdegericht darauf, dass diese in Relation zur vom Erstgericht ausgemessenen Strafe von sieben Jahren zu sehen ist und die in der Beschwerde gegen den Haftfortsetzungsbeschluss des Landesgerichtes Innsbruck vorgebrachten Beeinträchtigungen der persönlichen Verhältnisse Dris. Markus Z*****, insbesondere seine eingeschränkten Kontakte zur Familie, darauf keinen entscheidenden Einfluss haben.

Grundsätzlich prüft der Oberste Gerichtshof die Verhältnismäßigkeit der Untersuchungshaft dahin, ob einerseits auf Basis der vom Beschwerdegericht angeführten bestimmten Tatsachen der von diesem gezogene Schluss auf ein ausgewogenes Verhältnis zur Bedeutung der Sache und zu der zu erwartenden Strafe vertretbar war ( § 180 Abs 1 StPO) und ob andererseits die Gerichte alles ihnen Mögliche zur Abkürzung der Haft unternommen haben (§ 193 Abs 1 StPO). Die persönliche Freiheit darf nur ausnahmsweise unter den verfassungsgesetzlich bestimmten Voraussetzungen um das unbedingt notwendige Maß eingeschränkt werden. Die (grundrechtlich geforderte) im österreichischen Strafverfahrensrecht durch den Begriff der Verhältnismäßigkeit bestimmte Angemessenheit der Dauer einer Untersuchungshaft entzieht sich einer schematischen Beurteilung. Schon daraus ergibt sich, dass - wie auch aus der ständigen Rechtsprechung des EGMR erkennbar wird - die Umstände des jeweiligen Einzelfalls genau abgewogen werden müssen (vgl Grabenwarter EMRK3 § 21 Rz 31). Die Schwere der angelasteten Tat, die im vom Erstgericht gefundenen und trotz fehlender Rechtskraft Indizwirkung entfaltenden Strafmaß einen messbaren Ausdruck findet, sowie das Gewicht des angenommenen Haftgrundes sind dabei von essentieller Bedeutung. Umstände der von der Grundrechtsbeschwerde reklamierten Art - nämlich die sich aus der Haft ergebenden, bei jeder inhaftierten Person in mehr oder weniger starker Ausprägung auftretenden Beeinträchtigungen persönlicher, insbesondere familiärer Beziehungen - sind keine die Verhältnismäßigkeit der Untersuchungshaft nach § 180 Abs 1 StPO mitbestimmenden Faktoren. Im Übrigen entbehrt die in diesem Zusammenhang aufgestellte Behauptung, dass in der Untersuchungshaft im Vergleich zur Strafhaft „deutlich eingeschränktere Möglichkeiten" bestehen, den Kontakt zur Familie zu halten, schon mit Blick auf § 187 StPO in Relation zu §§ 84 ff StVG jeglicher Basis.

Die Grundrechtsbeschwerde vermag solcherart eine unverhältnismäßige Dauer der bis zum Zeitpunkt des angefochtenen Beschlusses mehr als 16 Monate andauernden Untersuchungshaft nicht aufzuzeigen. Eine Grundrechtsverletzung liegt daher nicht vor, weshalb die Beschwerde in Übereinstimmung mit der Stellungnahme der Generalprokuratur ohne Kostenzuspruch (§ 8 GRBG) abzuweisen war.

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